FAQ - Nachhaltigkeit
Auf dieser Seite finden Sie Antworten auf viele Fragen bezüglich der Nachhaltigkeit
Was bezweckt Swiss Golf mit der Nachhaltigkeits-Initiative?
Swiss Golf hat 2018 einen Kulturwandel eingeleitet. Die Überzeugung, dass die Themen Umwelt und Nachhaltigkeit den Golfsport in Zukunft prägen werden, ist Teil dieser neuen Kultur. Der Verband engagiert sich für eine lebenswerte Zukunft und will aktiv einen Beitrag leisten. In diesem Sinne unterstützt Swiss Golf auch die angeschlossenen Golfclubs bei der Erreichung der Nachhaltigkeits-Ziele. Nachhaltigkeit ist einer von den sechs Schwerpunkten, die Swiss Golf in seiner Strategie 2020-2024 festgehalten hat.
Wie sieht die Nachhaltigkeitsstrategie von Swiss Golf aus?
Als Fortsetzung der globalen Strategie 2020-2024 wurde im Oktober 2020 ein detailliertes Strategiepapier zur Nachhaltigkeit erstellt: Golf Course 2030.
Der Klimawandel, die Ressourcenknappheit und die Gesetzgebung sind die drei wichtigsten Faktoren, die unsere Fähigkeit beeinflussen, den optimalen Zustand und die Spielbarkeit von Golfplätzen für heutige und zukünftige Generationen zu gewährleisten. Dieses Dokument erläutert die verschiedenen Szenarien, die mit diesen drei Faktoren verbunden sind, und legt Ziele für das Jahr 2030 fest.
Dient ein Nachhaltigkeits-Zertifikat nicht eher als «Feigenblatt»? (Allein mit dem grossen Land- und Wasserverbrauch, kann ein Golfplatz doch gar nicht ökologisch sein…)
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Eine Studie aus den Niederlanden belegt, dass auf niederländischen Golfanlagen über 250 Tier- und Pflanzenarten leben, welche auf der für die Niederlande 750 Arten umfassenden IUCN-Liste der gefährdeten Arten stehen. Damit ist bewiesen: Golfanlagen tragen viel zum Schutz der Tier- und Pflanzenwelt bei und bieten bedrohten Arten einen Lebensraum.
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Das Gelände einer Golfanlage wird häufig auch für andere Zwecke genutzt – in Bergregionen beispielsweise wird im Winter auf fast allen Golfanlagen Schneesport betrieben (Langlauf-Loipen, Kinder-Skischulen/-pisten). Viele Gemeinden haben entlang von Golfanlagen naturnahe Wanderwege erstellt; in Tourismusgebieten queren Mountain-Bike-Trails die Golfplätze. Ein Miteinander unterschiedlichster Sportarten ist möglich – die Sicherheit aller Nutzer des Geländes muss aber gewährleistet sein. Ausserdem müssen Wanderer, Biker, Jäger sowie weitere Benutzer einer Golfanlage der Umwelt in gleichem Masse Sorge tragen, wie dies Greenkeeper und Golfer tun. Flora und Fauna auf dem Golfgelände dürfen nicht durch Dritte beschädigt oder gar zerstört werden.
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Golfanlagen, die Nachhaltigkeit ernst nehmen, investieren in natürliche Wasserreservoire (Weiher und Seen) und computergesteuerte Bewässerungsanlagen; bewässert wird nur, wenn es wirklich notwendig ist. So kann über 30 Prozent Wasser eingespart werden – damit sinken auch die Kosten. Es gibt bereits Golfanlagen, die allein mit gesammeltem und gespeichertem Regenwasser auskommen.
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Viele Golfanlagen setzen auf Ökostrom und installieren beispielsweise Solarpanels; diese Solaranlagen produzieren häufig mehr Strom, als die Golfanlage benötigt. Weil die Vergütung für ins Netz eingespeiste Solarenergie eher bescheiden ist, investieren Golfanlangen vermehrt in Stromspeicher, um die Solarenergie zeitunabhängig zu nutzen.
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Die Ökobilanz- und Ökoeffizienz-Studie zeigen eindeutig auf, wie gross die negativen Aspekte (Footprint einer Golfanlage) und wie gross die positiven Aspekte (Handprint einer Golfanlage) sind. Die Umweltbelastung – gemessen in Umweltbelastungspunkten (UBP) – welche ein durchschnittlicher Golfspieler pro Jahr verursacht, liegt bei etwa 50 Prozent dessen, was laut BAFU pro Jahr von einem durchschnittlichen Schweizer Bürger im Bereich Freizeit, Sport und Unterhaltung verursacht wird.
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Und last but not least zum Thema Ökologie: Dank des GEO-Zertifikats können sich Golfanlagen untereinander vergleichen und sehen, wo sie in Sachen Nachhaltigkeit stehen. Das ist echtes Benchmarking! Nur Golfanlagen, die jährlich über ihre Fortschritte informieren, dürfen das Zertifikat behalten – das ist definitiv kein «Greenwashing»! Im Gegenteil, nur auf diese Art wird eine kontinuierliche Verbesserung der Nachhaltigkeitsstandards garantiert.
Wie sieht die Nachhaltigkeits-Initiative von Swiss Golf konkret aus?
Swiss Golf hat am 12. April 2019 mit der Non-Profit-Organisation Golf Environment Organization (GEO) Foundation eine Vereinbarung unterzeichnet, um Schweizer Golfclubs und Golfanlagen-Betreibern den Zugang zum OnCourse®-Programm zu vereinfachen und möglichst viele Schweizer Golfclubs/Golfanlagen zu zertifizieren. In diesem Zusammenhang unterstützt Swiss Golf jene Clubs, die das OnCourse®-Switzerland-Tool nutzen, mit einem finanziellen Beitrag. Darüber hinaus organisiert Swiss Golf in verschiedenen Regionen der Schweiz Workshops für Clubs, die an einer Einführung in die GEO-Programme OnCourse® und GEO Certified® interessiert sind.
Welche Ziele verfolgt Swiss Golf bezüglich GEO-Zertifizierung von Schweizer Golfanlagen?
Ziel von Swiss Golf ist es, dass innert fünf bis acht Jahren – konkret: bis 2027 – alle Schweizer Golfanlagen bzw. Golfclubs entweder GEO Certified® (also zertifiziert) sind, oder auf alle Fälle in einem ersten Schritt die Thematik Nachhaltigkeit Teil der Clubstrategie ist und im Alltag gelebt wird (GEO-OnCourse®).
Wie realistisch ist es, dass 2027 alle Schweizer Golfanlagen GEO Certified® sind?
Die Schweiz ist auf einem guten Weg: Zwölf Schweizer Golfanlagen sind schon GEO zertifiziert (Stand 05/2021), über 30 weitere sind bereits bei OnCourse® registriert und weitere 20 haben ihr Interesse bereits bekundet, am OnCourse®-Switzerland-Programm teilzunehmen und eine GEO-Zertifizierung anzustreben. Nebst der GEO zertifizierten Clubs und Anlagen sind 3 weitere Anlagen ISO 14001 zertifiziert.
Beeinflusst die GEO-Zertifizierung das Image des Golfsports?
Je mehr Clubs GEO-zertifiziert sind, desto stärker und positiver verändert sich das Image des Golfsports – sowohl bei der breiten Bevölkerung wie auch bei Behörden, NGOs und in der Politik.
Wie hoch ist der finanzielle Beitrag von Swiss Golf an die GEO-Zertifizierung eines Golfclubs?
Golfclubs, die sich bei OnCourse® registrieren, erhalten von Swiss Golf einen Unterstützungsbeitrag in Höhe von 2000 CHF; dies, sofern das für dieses Programm vorgesehene Budget noch nicht ausgeschöpft ist. Die Auszahlung erfolgt gestaffelt: 1000 CHF werden als Starthilfe direkt nach der Registrierung auf der OnCourse®-Webpage ausbezahlt, 1000 CHF werden bei erfolgreicher Erstzertifizierung (GEO Certified®) überwiesen. Falls ein Club auf die Zertifizierung verzichtet, entfällt diese zweite Rate.
Zusätzlich unterstützt auch die ASGI diesen Prozess mit einem Beitrag von 500 CHF je Anlage. Die Auszahlung geschieht über Swiss Golf, ebenfalls in zwei Tranchen zu je 250 CHF. Insgesamt beläuft sich der Beitrag von Swiss Golf und ASGI somit auf 2500 CHF pro Anlage, ausbezahlt in zwei Raten à 1250 CHF.
Wieviele Clubs pro Jahr können von der Starthilfe profitieren?
20 Clubs pro Jahr (First come, first served).
Welche Kriterien müssen erfüllt sein, um den Unterstützungsbeitrag von Swiss Golf zu erhalten?
Der Club bzw. die Golfanlage muss auf der OnCourse®-Webpage registriert sein. Präsident und Manager des Clubs unterzeichnen eine Absichtserklärung und bekunden so gegenüber Swiss Golf die nachhaltigen Absichten und Ziele des Clubs. Eine Vereinbarung zwischen Swiss Golf und Club regelt die finanziellen Verpflichtungen von Swiss Golf. Swiss Golf stellt sowohl für die Absichtserklärung wie auch für die Vereinbarung einen Musterbrief zur Verfügung. Beide Schreiben, inklusive aller Belege und Einzelheiten, werden durch die Swiss Golf Kommission «Nachhaltigkeit & Golfanlagen» geprüft. Die Kommission kann dann die Unterstützung (2500 CHF) genehmigen.
Wenn es im Interesse der Clubs ist, wieso braucht es das Geld des Verbandes?
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Der Beitrag des Verbandes ist in erster Linie eine Starthilfe, mit welcher beispielsweise der Beizug externer Berater (mit)finanziert werden kann.
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Ausserdem ist es internationaler Standard, dass die nationalen Golfverbände ihre Mitglieder (Golfclubs) unterstützen, wenn diese ihre Nachhaltigkeit unter Beweis stellen, indem sie sich durch GEO zertifizieren lassen. Von dieser gängigen Praxis möchten wir in der Schweiz nicht abweichen.
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Die finanzielle Unterstützung ist nur eines von vielen Puzzelteilen, welche den Profit nachhaltigen Wirtschaftens ausmachen. Denn in erster Linie stellt Swiss Golf seinen Mitgliedern ein breites Wissen zum Thema Nachhaltigkeit, sowie die Erfahrungen nachhaltig wirtschaftender Golfanlagen im In- und Ausland zur Verfügung. Ein Service, der von den Clubs zunehmend genutzt wird. (Und darüber freuen wir uns ganz besonders.)
Was ist der Unterschied zwischen OnCourse® und OnCourse®-Switzerland?
OnCourse® ist das Tool der GEO Foundation, es steht ausschliesslich in englischer Sprache zur Verfügung und kann von jedem Golfclub/Platzbetreiber weltweit abonniert werden. Das OnCourse®-Switzerland-Tool wird von GEO in Zusammenarbeit mit Swiss Golf angeboten, ist ausschliesslich Schweizer Clubs und Golfplatzbetreibern zugänglich und berücksichtigt zusätzlich die Vorgaben durch die Schweizer Gesetzgebung. OnCourse®-Switzerland wird in deutscher und französischer Sprache angeboten.
Was kostet die Teilnahme am OnCourse®-Switzerland-Programm?
Jeder Club, der sich auf der OnCourse®-Webpage anmeldet, bezahlt eine Jahresgebühr von 300 CHF an die GEO Foundation. Die Gebühr reduziert sich nach der GEO-Zertifizierung auf 150 CHF pro Jahr. Zusätzlich bezahlt Swiss Golf einen jährlichen Unterstützungsbeitrag an die GEO Foundation; die Höhe dieses Beitrags richtet sich nach der Zahl der registrierten Clubs.
Welche Kosten entstehen bei einer GEO-Zertifizierung für den Club?
Die Erfahrung der Schweizer GEO-Certified®-Golfanlagen, zeigt, dass die Zertifizierungskosten bei rund 4000 bis 5000 CHF liegen. Diese setzen sich aus einer einmaligen Zertifizierungsgebühr (300 CHF), dem Audit durch einen Experten der GEO Foundation (je nach der Grösse der Anlage zwischen 900 und 2500 CHF) sowie die Auslagen des Experten zusammen. Dank der Unterstützung seitens Swiss Golf und ASGI (2500 CHF) werden 50 bis 60 Prozent der entstehenden Zertifizierungskosten vom Verband bereitgestellt.
Wie lange ist eine GEO-Zertifizierung gültig?
Das erste Zertifikat (GEO Certified®) ist drei Jahre gültig und muss nach Ablauf dieser Frist erneuert werden. Die Schweizer Clubs müssen erstmals nach fünf Jahren Rezertifizieren; dies immer unter der Voraussetzung, dass der zertifizierte Club seine Fortschritte jährlich an GEO meldet.
Warum ist eine Re-Zertifizierung notwendig?
Diese Re-Zertifizierung dient dazu, den Fortschritt anhand der festgelegten Strategie und Ziele zu messen und die Ergebnisse kontinuierlich zu verbessern. GEO Certified® ist ein Qualitätszertifikat; ein solches muss auch aus Gründen der Glaubwürdigkeit erneuert werden, wobei jeweils eine Überprüfung aufgrund der aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisse erfolgt. Die GEO-Foundation ist der ISEAL angeschlossen; auch aus diesem Grund ist GEO verpflichtet, die Inhaber von GEO-Zertifikaten innerhalb einer gewissen Zeitspanne (erneut) zu überprüfen.
Bringt eine GEO-Zertifizierung neben ökologischen auch ökonomische Vorteile?
Wie die Erfahrung der verschiedenen Schweizer GEO-Certified®-Golfanlagen zeigt, führt eine GEO-Zertifizierung mittel- und langfristig zu Kosteneinsparungen. Im Rahmen des Zertifizierungsprozesses werden unter anderem betriebliche Prozesse optimiert, was nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch mehr Nachhaltigkeit (= tiefere Kosten) zur Folge hat. Nicht zuletzt geniessen zertifizierte Clubs auch gesellschaftliche Vorteile – dies im Sinne einer grösseren Glaubwürdigkeit sowie bei der Gewinnung neuer Mitglieder und bei der Rekrutierung von Mitarbeitern, die lieber für einen Club arbeiten, der sich für Nachhaltigkeit engagiert.
Welchen Mehrwert bietet das OnCourse®-Switzerland-Tool den Schweizer Clubs?
Dieses Online-Tool macht die Nachhaltigkeit von Golfplätzen mess- und vergleichbar. Es erlaubt Schweizer Golfclubs alle Elemente, die Einfluss auf die Nachhaltigkeit haben, zu messen, aufzulisten, zu bewerten und auf internationaler Ebene zu vergleichen. Auf Anfrage erhält jeder am OnCourse®-Programm teilnehmende Club Informationen darüber, wie sein Club im Vergleich zu anderen Anlagen in der Schweiz sowie im internationalen Vergleich steht. (Stichwort «Benchmarking»)
In welchen Bereichen misst OnCourse®-Switzerland die Nachhaltigkeit einer Golfanlage?
Erfasst werden die drei Bereiche Natur (Lebensräume und Biodiversität, Rasenunterhalt etc.), Ressourcen (Wasser, Energie, Abfälle, Kreislaufwirtschaft, Baustoffe und Baumaterialien, etc.) und Gemeinschaft (Öffentlichkeitsarbeit und Multifunktionalität von Golfanlagen, lokaler Arbeitsgeber etc.).
Was passiert mit den Daten, die Schweizer Clubs ins OnCourse®-Switzerland-Tool eingeben?
Die Daten von OnCourse® Switzerland bleiben in der Schweiz und werden nicht an Dritte weitergegeben. Die Daten lagern in der GEO-Datenbank, wo sie anonymisiert für das Benchmarking genutzt werden. Alle Clubs, die bei GEO ein OnCourse®-Abo gelöst haben, haben Zugriff auf das Benchmarking, das ihnen einen Vergleich mit anderen Clubs ermöglicht. Die Daten werden anonymisiert verglichen.
Wie wird das Thema Nachhaltigkeit in der internationalen Golfszene eingeschätzt?
The Royal & Ancient (The R&A) hat Nachhaltigkeit zu einem der wichtigsten Themen für die Zukunft und die Entwicklung des Golfsports erklärt. Auch die Veranstalter der grossen Tour-Events haben sich Nachhaltigkeit auf die Fahne geschrieben: Wenn das OMEGA European Masters GEO-zertifiziert sein wird (geplant für 2021), befindet es sich auf derselben Nachhaltigkeits-Ebene wie der Ryder Cup und The Open Championship.
Wie steht die Schweiz im internationalen Vergleich da, wenn es um Nachhaltigkeit im Golfsport geht?
Fast die Hälfte aller Schweizer Golfclubs bzw. Golfanlagen befasst sich jetzt (Anfang 2021) schon aktiv mit dem Thema Nachhaltigkeit, was im internationalen Vergleich einen Spitzenwert darstellt. Zwölf Schweizer Anlagen sind GEO Certified®, und drei weitere Anlagen sind ISO 14001 zertifiziert. Leider üben sich viele Schweizer Golfclubs in Zurückhaltung, wenn es um die Kommunikation ihrer Nachhaltigkeits-Engagements und -Erfolge geht. Hier besteht (auch im internationalen Vergleich) noch Potenzial.
Wie sieht das internationale Nachhaltigkeits-Engagement von Swiss Golf aus?
Die Swiss-Golf-Kommission Nachhaltigkeit & Golfanlagen stimmt sich international mit anderen Verbänden ab und pflegt einen regelmässigen, aktiven Erfahrungsaustausch. Dies mit dem Ziel, Lerneffekte aus anderen Ländern in der Schweiz zu nutzen; künftig sollen aber auch die Schweizer Erfahrungen dazu beitragen, im In- und Ausland den nachhaltigen Betrieb von Golfanlagen zu fördern.
Im Hinblick auf eine internationale Kooperation hat The R&A alle Verbände dazu aufgerufen unter dem Titel «Nachhaltigkeit & Spielbarkeit» eine Strategie «Golf Course 2030» zu formulieren. Viele europäische Verbände sind dem Aufruf gefolgt und haben nationale und regionale Nachhaltigkeits-Strategien entwickelt und eingereicht. Die in diesem Programm engagierten Verbände vertreten gemeinsam 92 Prozent aller Golfanlagen in Europa. Das Strategie-Dokument Golf Course 2030 Schweiz ist auf der Swiss Golf Webseite in Deutsch und Französisch abrufbar. 2021 startet das Benchmarking zwischen den Verbänden; dieses wird von The R&A und der GEO Foundation begleitet.
Wie wichtig ist das Thema Nachhaltigkeit für Schweizer Golferinnen und Golfer?
Eine Umfrage vom November 2018 zeigt, dass 88 Prozent der Golferinnen und Golfer in der Schweiz das Thema Nachhaltigkeit für ihr Leben als «wichtig» oder gar «sehr wichtig» bezeichnen. (Swiss-PGA-Diplomarbeit «Marktvorteile für Golfanlagen mit grünem Image» von Mirjam Fassold.)
Warum hat die Golfbranche das Thema «Nachhaltigkeit» erst jetzt auf dem Radar?
Diese Wahrnehmung ist nicht ganz korrekt. Im Golfsport besteht seit über 20 Jahren ein starkes Engagement für Nachhaltigkeit, was aber bislang kaum oder nur sehr zurückhaltend kommuniziert worden ist. Die Klimadebatte aber hat nun eine breite Bevölkerungsschicht für Nachhaltigkeitsthemen sensibilisiert. Entsprechend sind die Verbände und Clubs gefordert, die seit Jahren praktizierte Nachhaltigkeit im Golfsport stärker zu kommunizieren. Denn Fakt ist: 1997 hatte der europäische Golfverband EGA das Programm «Committed to Green», ein vereinfachtes Umweltmanagementsystem mit spezifisch für Golfplätze angepassten Kriterien, ins Leben gerufen. Das Programm besteht in dieser Form heute nicht mehr, die EGA ist dafür Partner der GEO Foundation geworden. Auch Swiss Golf hat sich entschieden, Partner der GEO Foundation zu werden und die Schweizer Golfclubs bzw. Golfanlagen zu einer Zertifizierung zu ermuntern, um so von «best practices» und dem brancheninternen Benchmarking zu profitieren. Die Clubs sind nun auch gefordert das von ihnen als selbstverständlich angesehene nachhaltige Wirtschaften zu kommunizieren: Ein sorgsamer Umgang mit Ressourcen, der zurückhaltende Einsatz von Pestiziden und Düngemitteln, Naturschutz und Förderung der Biodiversität auf dem Golfgelände sind seit vielen Jahren gelebte Realität auf Schweizer Golfanlagen.
Eine durch Swiss Golf 2020 in Auftrag gegebene Studie zu Ökobilanz und Ökoeffizienz (SEBI: Specific Eco Benefit Indicator) zeigt, dass sich die Umweltbelastung durch die Schweizer Golfbranche seit der 1998 veröffentlichten BAFU-Studie zu Golf und Golfanlagen um 38 Prozent verringert hat. (Gemessen wird die Umweltbelastung in Umweltbelastungsunkten UBP.) Die aktuelle Studie erfolgte auf Basis zweier GEO-zertifizierter Anlagen (Wylihof und Lausanne); auf dieser Faktenbasis wurden die Kennzahlen für die ganze Schweizer Golfbranche extrapoliert. Die Resultate dieser Studie werden auf der Swiss-Golf-Webseite veröffentlicht. Die Studie definiert zudem eine Vielzahl von Handlungsoptionen wie sich der Golfsport in den kommenden Jahren weiterentwickeln und wie er schliesslich hinsichtlich Klimawirkung CO2-neutral werden kann.
Wie gross sind die konkreten Einsparungen bei den bereits zertifizierten Golfanlagen in der Schweiz?
Die konkreten Zahlen variieren von Anlage zu Anlage. Durch nachhaltiges Wirtschaften können Einsparungen in folgenden Bereichen erzielt werden:
- weniger Pestizide (sowohl bei der Menge wie auch der Anzahl Applikationen)
- weniger Düngemittel (sowohl bei der Menge wie auch der Anzahl Applikationen)
- weniger Wasser
- weniger Energie
- an Umgebungsfaktoren angepasste Grasssorten, bessere CO2-Sequestrierung
- motivierte und gut geschulte Mitarbeiter
- verbesserte Arbeitsprozesse
- sicht- und vergleichbare Management-Prozesse
- Vernetzung von Ökoflächen
- indigene Bepflanzung
- Abfallmanagement
- Mülltrennung und Recycling
- Waschanlagen für Maschinen
- Hybridmäher
- Mulching, Kompostieren und Weiterverarbeiten von Grünabfällen
Wie will der Verband das Image bei der breiten Bevölkerung, Behörden und Politik konkret verbessern?
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Fakten schaffen und transparent darüber berichten. Generell gilt: Tue Gutes und sprich darüber. Es gibt die unterschiedlichsten Kommunikationskanäle, die wir in Zukunft besser bespielen werden. Wir müssen und wir werden mehr kommunizieren – gerade auch im Bereich der Nachhaltigkeit von Golfplätzen.
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Das Thema Nachhaltigkeit ist in aller Munde – und wir stellen fest, dass weiten Teilen der Bevölkerung, der Politik und den NGOs wissenschaftliche Fakten im Golfbereich fehlen. Argumente entstehen deshalb aus einem Bauchgefühl heraus. Entsprechend emotional verlaufen die Diskussionen.
Wie sieht die Zusammenarbeit mit Naturschutz und sonstigen Organisationen in Sachen Nachhaltigkeit aus?
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Im Jahr 2020 haben zwischen Swiss Golf und der Vogelwarte Sempach sowie Pro-Natura, PUSCH, Insect Respect, Swiss Recycling und WWF Schweiz gute und sachliche Gespräche stattgefunden. Die Gesprächspartner sind begeistert von den Nachhaltigkeits-Projekten, die auf Schweizer Golfanlagen bereits in Angriff genommen oder schon umgesetzt wurden. Alle sind überzeugt vom Mehrwert, den die Golfanlagen im Hinblick auf Erhalt und Förderung der Biodiversität generieren.
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Auf regionaler und lokaler Ebene funktioniert die Zusammenarbeit von Golfern und Naturschutz-Organisationen bestens. Es sind die Clubs, die mit ihren Mitgliedern und den lokalen Behörden die konkreten Massnahmen und Ziele im Bereich der Nachhaltigkeit besprechen und diese dann auch erfolgreich umsetzen. In vielen Golfclubs gibt es Mitglieder, die sich in Bereichen der Nachhaltigkeit und des Umwelt-, Natur- und/oder Tierschutzes engagieren und beispielsweise auch Mitglied bei Pro Natura oder der Vogelwarte sind.
Was können Golferinnen und Golfer tun, um ihr Hobby nachhaltig auszuüben? Fakt ist doch, dass alle mit dem Auto zum Platz fahren und die Mehrzahl der Golfer einen Elektro-Trolley nutzt.
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Es gibt viele Möglichkeiten für Golfer, sich nachhaltiger zu verhalten. Es ist leider so, dass die wenigsten Golfanlagen optimal an den ÖV angeschlossen sind. Aber: Wer zusammen Golf spielt, kann auch gemeinsam und in einem Auto zum Golfplatz fahren. (Verweis auf die «10 goldenen Regeln für grünes Golf»). In der Ökobilanz-Studie wurden die Distanz-Kilometer mitberücksichtigt, um den Footprint zu ermitteln. Die gesamt Ökobilanz (Kombination von Footprint und Handprint) hat ergeben, dass Golf in der Schweiz durch den Kauf von Klimazertifikaten bereits heute klimaneutral sein könnte – dies für einen Betrag von lediglich 10 CHF pro Golfer und Jahr! Diese Zahl kann in den kommenden Jahren nochmals sinken, wenn Golfspieler und Golfanlagen ihren Footprint weiter reduzieren. Die Handlungsoptionen dazu wurden in der Studie identifiziert.
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Ein anderes Beispiel: Viele Clubs investieren in Solaranlagen und nutzen den so hergestellten Strom zum Laden von Elektroautos, Elektro-Buggies oder den Batterien der E-Trolleys.
Wann kommt das Pestizid-Verbot?
Diese Frage kann nur die Politik und nicht der Golfverband beantworten. Ob und wann die Schweiz ein Pestizid-Verbot einführt, liegt nicht in unserer Hand. In unserer Ökobilanz-Studie haben wir bei den beiden GEO-zertifizierten Anlagen feststellen können, dass Golf bereits sehr gute und effektive Schritte unternommen hat, um Pestizide zu vermeiden.
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Sicher ist: Sollte die Schweiz ein Pestizid-Verbot einführen, wird dieses vor allem die Landwirtschaft treffen. Eine Studie aus Deutschland belegt, dass die pro Hektar ausgebrachten Mengen an Nährstoffen und Pflanzenschutzmitteln auf Golfanlagen nur einen Bruchteil von dem betragen, was in landwirtschaftlichen Kulturen ausgebracht wird.
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Ebenfalls sicher ist: Swiss Golf will nicht abwarten, bis der Gesetzgeber neue Vorschriften macht und die Schweizer Golfclubs reagieren müssen. Als Verband wollen wir unsere Mitglieder respektive die Verantwortlichen der Schweizer Golfanlagen motivieren, sich bereits heute nachhaltig zu verhalten und auf den Einsatz umweltschädlicher Produkte zu verzichten. Es ist Teil unseres Nachhaltigkeits-Programms, die Clubs zu sensibilisieren und zu nachhaltigem Wirtschaften zu bewegen – damit sie heute selbstbestimmt agieren können und nicht eines Tages reagieren müssen.
Werden die Zertifizierungen nicht überflüssig, wenn alle Massnahmen umgesetzt werden?
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Da müssen wir vorab klarstellen: Zertifizierungen sind kein Verteidigungsmechanismus! Somit ist klar, dass auch ein allfälliges Pestizid-Verbot in der Schweiz eine GEO-Zertifizierung nicht überflüssig macht. Ein Zertifikat ist die Bestätigung dafür, dass bestimmte Vorgaben und Standards eingehalten werden und man gut arbeitet. So, wie bei anderen Qualitätszertifikaten (z.B. ISO 9001 und 14001) auch, werden bei GEO-certified® Prozesse beschrieben, die eine erfolgreiche Struktur messbar machen.
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Ein Zertifikat ist nicht nur da, um Dritten gegenüber zu belegen, dass man gewisse Standards erfüllt. Eine Zertifizierung stellt jede Unternehmung vor Herausforderungen, an denen sie wächst: Es werden Management-Prozesse beschrieben und etabliert, davon profitiert jeder Betrieb. Durch eine Zertifizierung werden die einzelnen Unternehmen (in unserem Fall: Golfanlagen) vergleichbar. (Stichwort «Benchmarking»)
Wieviele Pflanzenschutzmittel und andere kritische Stoffe werden heute auf allen Schweizer Golfplätzen jährlich eingesetzt?
Wir führen im Verband keine Statistik über die Einkaufslisten der Greenkeeping-Abteilungen der Schweizer Golfclubs. Um eine allgemein gültige Aussage über den Einsatz von Pestiziden und Düngemitteln zu machen, müssten mehr Schweizer Golfanlagen das GEO-Zertifikat erlangen; dann könnten wir vergleichen und addieren. Vor allem aber liesse sich gleichzeitig auch erfahren, welche Praxis am erfolgreichsten ist.
Zu erwähnen ist, dass auf Golfanlagen seit Jahrzehnten basierend auf Bodenproben, pro Spielelement Dünge- und Pflegepläne erstellt werden, um eine gezielte wie bedarfsgerechte Pflanzenernährung zu garantieren. In verschiedenen Versuchen wurde nachgewiesen, dass mit den Langzeitdüngungskonzepten eine Auswaschung der Nährstoffe bei richtiger Applikation verhindern.
Müsste nachhaltiges Handeln heute nicht quasi selbstverständlich sein?
Es ist selbstverständlich! Die Greenkeeper auf Schweizer Golfanlagen handeln seit Jahren in diesem Sinne. Aber gerade, weil Nachhaltigkeit für uns Golfer und die Greenkeeper eine Selbstverständlichkeit ist, haben wir bislang leider vergessen, die Nachhaltigkeit unseres Handelns offensiv zu kommunizieren. Das holen wir jetzt nach.
Wieso haben die Migros Golfparks ein anderes Umwelt-Label?
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Die Migros hat sich als Konzern für das Label der Stiftung Natur & Wirtschaft entschieden. Dass sie dieses auch bei ihren Golfanlagen anwendet, macht für die Migros Sinn und das Gespräch mit den Behörden einfacher, weil das Thema Nachhaltigkeit in allen Bereichen des Konzerns einheitlich geregelt ist.
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Swiss Golf hat sich für eine Zusammenarbeit mit der GEO Foundation entschieden, weil das GEO-Label um einiges weiter geht als beispielsweise «Umwelt & Wirtschaft» und unter anderem viele Aspekte der Managementpraxis miteinbezieht.