21.04.2023

Golf punktet mit Biodiversität

Im Auftrag von Swiss Golf und IP-Suisse erarbeiten Simon Birrer und sein Team von der Schweizerischen Vogelwarte Sempach derzeit ein Punktesystem für Biodiversität auf Golfanlagen. Das Gerüst für die Punktevergabe steht und wird bis im Herbst verfeinert.

Nachhaltigkeit messbar und damit glaubwürdig zu machen, ist für alle Branchen und Lebensbereiche eine grosse Herausforderung. Swiss Golf arbeitet seit vier Jahren gezielt daran. 2020 konnte mit der Entwicklung einer Methode zur Erstellung einer Ökobilanz im Golfsport – der weltweit ersten – ein erster Erfolg erzielt werden. Seither wird an der Verfeinerung der Methode gearbeitet. Unter anderem geht es darum, die Biodiversität, die auf Golfplätzen in bedeutendem Masse vorhanden ist, in die Ökobilanz einzubeziehen. Dies ist dann möglich, wenn Biodiversität messbar und damit auch quantifizierbar ist.
 
Viele Lebensräume schaffen Biodiversität
 
Wie misst man Biodiversität? Die landwirtschaftliche Produzenten- und Vertriebsorganisation IP-Suisse hat vor einigen Jahren und sehr erfolgreich ein Biodiversitäts-Punktesystem für die Landwirtschaft eingeführt. Dieses soll nun für Golfanlagen angepasst werden. Simon Birrer, Mitarbeiter der Schweizerischen Vogelwarte und Berater für das Biodiversitäts-Punktesystem von IP-Suisse, ist seit Spätsommer 2022 an der Arbeit und hat unter anderem auf zwei Schweizer Golfanlagen (Heidental und Küssnacht am Rigi) die naturnahen Flächen kartiert.
 
Naturnahe Flächen sind auf Golfanlagen zahlreich vorhanden. Obwohl jeder Golfplatz nicht nur bezüglich der Spielbahnen, sondern auch bezüglich der Habitate einzigartig ist, besteht eine Schweizer Golfanlage durchschnittlich zu 40 Prozent aus Naturflächen, die nicht bespielt und nur zurückhaltend und nach strengen Richtlinien gepflegt werden. Diese Wälder und Fliessgewässer bilden zusammen mit Kleinstrukturen wie Stein- und Totholzhaufen (Magazin 2-2022), Blumenwiesen (Magazin 3-2022), Feuchtbiotopen (Magazin 4-2022), Hecken (Magazin 5-2022) sowie Hochstammbäumen (Magazin 6-2022) vielfältige und äusserst wertvolle Lebensräume für Fauna und Flora. «Diese Elemente schaffen eine hohe Biodiversität auf Golfanlagen», sagt Alicia Moulin, Managerin Nachhaltigkeit bei Swiss Golf.
 
Maximum an Biodiversität erreichen
 
Um diese Biodiversität in eine Ökobilanz einzubeziehen, müssen die einzelnen Elemente gewichtet werden. «In einer ersten Phase haben wir bereits ein Grundgerüst für die Gewichtung der einzelnen Elemente erarbeitet», erklärt Birrer. «Weil aber kein Golfplatz dem anderen gleicht, werden wir im Mai und Juni auf drei weiteren Schweizer Golfplätzen die naturnahen Flächen kartieren. Mit den Daten von insgesamt fünf unterschiedlichen Golfanlagen sollten wir eine gute Grundlage haben, um die einzelnen Lebensräume und Flächen bei der Punktevergabe gewichten zu können», sagt Birrer. Er hofft, im Herbst ein Punktesystem vorlegen zu können, mit dem sich die Biodiversität einer Golfanlage einfach erfassen lässt.


Alicia Moulin denkt bereits einen Schritt weiter: «Wenn wir die Biodiversität erfassen und quantifizieren können, muss es unser Ziel sein, das Biodiversitätspotenzial der Schweizer Golfplätze auch auszuschöpfen.»

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