07.05.2023
Head Greenkeeper sind multitasking
Niemand kennt einen Golfplatz so gut wie die Greenkeeper. Deshalb lassen wir an dieser Stelle künftig regelmässig Head Greenkeeper zu Wort kommen. Yannick Weber, Mitglied der Swiss Golf Kommission Nachhaltigkeit, erläutert sein Berufsbild.
Auf Yannick Webers Visitenkarte steht «Course Manager», eine Berufsbezeichnung, die seine Tätigkeit besser auf den Punkt bringt als die in der Schweiz gängige Bezeichnung «Head Greenkeeper». «Unser Aufgabengebiet hat sich in den letzten Jahren stark erweitert», sagt Weber, der seit April 2022 für den Platz im Golf & Country Club Zürich verantwortlich ist. Die Platzpflege, die Arbeit in der Natur, ist zwar nach wie vor zentral, doch mit dem Einsatz modernster Technik verändern sich die Arbeitsweisen. Der Leiter eines Greenkeeping-Teams muss am Computer inzwischen genauso fit sein wie beim Mähen von Hand.
Digitalisierung ermöglicht nachhaltigere Platzpflege
Der Anforderungskatalog an einen Head Greenkeeper oder Course Manager ist lang. Neben den Aufgaben eines normalen Greenkeepers (siehe Magazin 2-2023 «Viel mehr als nur Mähen») übernimmt der Teamleiter Verantwortung in unterschiedlichsten Bereichen. Angefangen bei der Personalführung und der Einsatzplanung seiner Mitarbeitenden; letztere erfolgt am Computer, was bei einem Team von 16 Greenkeepern durchaus hilfreich ist.
«Digitalisierung ist ein grosses Thema, das im Greenkeeping immer mehr an Bedeutung gewinnt», sagt Weber, der in seiner ersten Saison in Zürich sehr viel Zeit vor dem Bildschirm verbrachte um gemeinsam mit IT-Spezialisten die für das Greenkeeping relevanten Computersysteme auf die spezifischen Bedürfnisse seines Clubs anzupassen und den Rechner mit Daten zu füttern. Ein Einsatz, der sich bereits in dieser Saison auszahlt. «Die Digitalisierung verhilft uns zu ‘informierten Daten’, das heisst, wir kennen nicht nur die absoluten Zahlen für den gesamten Platz, wir können mit wenigen Klicks auch präzise Informationen zu einer einzelnen Spielbahn oder sogar zu einem bestimmten Sprinkler auf dem Platz abrufen.» Wertvolle Informationen, um ein nachhaltiges Ressourcenmanagement zu betreiben. Dieses fällt ebenso in den Aufgabenbereich des Course Managers wie das Monitoring sowie die Budgetplanung und -verwaltung fürs Greenkeeping.
Digitalisierung ist auch ein zentrales Thema bei der Bewässerung. Am Computer sowie per Smartphone-App kann jeder Sprinkler auf dem Platz einzeln angesteuert und werden; Dauer und Wassermenge lassen sich individuell einstellen, womit eine eine gezielte, ressourcenschonende Bewässerung möglich ist.
Natur im Zentrum
Zu den «klassischen» Aufgaben eines Head Greenkeepers (und Course Managers) gehört die Erstellung des Platzpflegeprogramms. Auch hier liefern die «informierten Daten» wertvolle Anhaltspunkte, daneben stützen sich die Verantwortlichen auf Erfahrungswerte, Laborproben und ihr Fachwissen über Klima und Umwelt. Im Laufe des Jahres ist der Course Manager dafür verantwortlich, das Pflegeprogramm anzupassen, wenn es die äusseren Umstände erfordern. «Die Wetterbeobachtung gehört zur täglichen Routine», sagt Weber. Dabei setzt er auf eine eigene Wetterstation, die Niederschlag, Luft- und Bodentemperatur, Sonneneinstrahlung und andere Daten liefert. «Je nach klimatischen Bedingungen steigt der Krankheitsdruck bei den Rasengräsern; rechtzeitig erkannt, können wir das Pflegeprogramm anpassen und zum Beispiel präventiv Biostimulanzien und Pflanzenstärkungsmittel anwenden», erklärt Weber.
Der Course Manager ist auch Bindeglied zwischen Greenkeeping und Sekretariat, Vorstand sowie Clubmitgliedern – die Golferinnen und Golfer wollen informiert sein, welche Pflegemassnahmen durchgeführt werden und warum. Transparenz schafft Verständnis. «Zu unserem Job gehört auch die Öffentlichkeitsarbeit», sagt Weber. «Wir sind Ansprechpartner für Behördenvertreter, wenn es beispielsweise um die Einhaltung gesetzlicher Vorschriften oder den Fischbestand in unseren Gewässern geht.»