01.11.2024

Krähenplage weitet sich aus

In Klosters, Graubünden, haben Rabenvögel kürzlich grosse Schäden verursacht. Wie kann man mit diesem Problem umgehen?

Auf dem Golfplatz von Klosters kam es jüngst zu einer wahren Krähenplage. Die Rabenvögel beschädigten auf ihrer Futtersuche die Greens. Sie waren auf der Suche nach Engerlingen oder Larven, die eiweissreiche Leckerbissen sind. Milde Winter und frostfreie Böden lassen ihre Zahl ansteigen. Und die Krähen picken oft die komplette Rasennarbe auf und zerstören diese grossflächig.

Nachdem es in den letzten 20 Jahren kaum Probleme dieser Art gab, ist Johannes Vogt, Head Greenkeeper in Klosters, überrascht von der Heftigkeit, mit der Schwärme von rund 200 Krähen die Greens aufrissen. In Klosters liegt ein starker Befall mit Engerlingen des Gartenlaubkäfers vor. Die Larven sind gerade im Larvenstadium 3 und fressen viel und nahe an der Bodenoberfläche. Dadurch verlieren die Gräser ihre Wurzeln und ihren Bodenhalt. Gleichzeitig sind die Engerlinge eine sehr begehrte Nahrungsquelle bei den Rabenvögeln. Beim zielgenauen Herauspicken der Larven heben sie den Rasen an, der aufgrund fehlender Wurzeln nicht mehr hält, oder sie ziehen ihn ab, um einfacher an ihre Beute zu kommen.

Als Sofortmassnahme hat Johannes Vogt Nematoden gespritzt, um den Engerlingen, beizukommen. Die Greens sind jedoch so beschädigt, dass sie für diese Saison nicht mehr bespielt werden können und die Wintergreens angelegt werden mussten. Die Greens werden während des Herbsts nochmals auf ca. 20-25 cm aerifiziert. Die entstanden Löcher bleiben offen, damit die Kälte in den Boden dringen kann. «Für den kommenden Frühling und Frühsommer, nach dem Käferflug, planen wir nochmals eine Nematoden-Behandlung, in der Hoffnung, die Engerlinge im ersten oder zweiten Stadion zu erwischen», erklärt Vogt.

Schäden auch im Golfclub Limpachtal

Der Gartenlaubkäfer macht auch dem Golfclub Limpachtal zu schaffen. Man behilft sich mit früher Nachsaat und dem Abdecken der gesäten Flächen mit einem Flies. Bei mildem Winterverlauf wäre ein frühes Auflaufen der Saat zu erwarten, so dass die Schäden im Lauf des Frühjahrs auswachsen. Im Frühjahr wird man den Schädlingen dann gegebenenfalls mit biologischen Mitteln zu Leibe rücken.

Offenbar leben mancherorts grössere Populationen von Gartenlaubkäfern unter der Grasnarbe. Während auch andere Tiere wie etwa der Dachs oder das Wildschwein gravierende Schäden verursachen, stellt der Gartenlaubkäfer schon seit einiger Zeit ein Problem auf Golfanlagen dar. Dabei ist bei allgemein zunehmender Verbreitung – begünstigt durch die Klimaveränderungen erreicht er auch höhere Lagen – auch eine gewisse Standorttreue zu beobachten.

Warme, kurz geschnittene Rasenflächen sind ein ideales Habitat für die Larven. Eier werden beim Flug vor allem auf dem Standort abgelegt, wo die Käfer geschlüpft sind. Eine Bekämpfung ist mit Nematoden und auch mit einem parasitären Pilz möglich. Wichtig dabei ist der richtige Zeitpunkt: Nach dem Flug, wenn sich neue und noch empfindliche Larven im Boden entwickeln, sollte erstmalig behandelt werden. Mehrere Anwendungen können notwendig sein, auf jeden Fall in Folgejahren. Die Larven werden sich darauf in tiefere Schichten zurückziehen und sich dort verpuppen. Schlüpfen werden die Käfer dann im Mai/Juni – und auch am Schlupfort neue Eier ablegen. Durch die Verhinderung von Staunässe vermeidet man, dass Würmer und Krabbeltiere an die Oberfläche gelangen.

Bis es gelingt, die Population an einem Standort massiv zu reduzieren, ist also mit der jährlichen Wiederkehr des Problems zu rechnen. Eine Reduktion der Krähenvögel-Population wäre eine Begleitmassnahme, auch wenn sie nicht auf die Ursache des Problems zielt. Da Krähen als standorttreu gelten, fliegen sie solche «Futterstellen» in der Regel immer wieder an. Krähen können teilweise durch Raubvögel vergrämt werden, weshalb Falkendrachenanlagen Abhilfe schaffen können. Allerdings müssen diese Anlagen regelmässig versetzt werden.

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