19.11.2024
Wie man im Winter nachhaltig reisen kann
In der kälteren Jahreszeit zieht es Golferinnen und Golfer in wärmere Regionen. Wie kann man im Winter nachhaltig reisen? Wir fragten einen Reiseexperten.
Auch die Reiseanbieter haben den Weckruf des Klimawandels gehört und ergänzen ihre Angebote mit nachhaltigen Optionen. Allerdings ist der Trend im Reisemarkt noch nicht besonders ausgeprägt. Veranstalter von Golfreisen wie Thomas Bächler, Inhaber von «Golf and Travel», möchten ihre Kundschaft in diese nachhaltige Reiserichtung lenken. «Wir stellen fest, dass Europareisen gefragter sind, was sicherlich auch mit der zunehmenden Akzeptanz des Nachhaltigkeitsgedankens verbunden ist», erklärt Thomas Bächler.
Norditalien liegt zwar in erreichbarer Nähe und kann im November noch mit 20 Grad aufwarten, doch im Dezember muss man schon weiter gegen Süden reisen, nach Spanien oder Zypern, um angenehme Golftemperaturen anzutreffen. Der Reiseexperte mit 30-jähriger Erfahrung rät dann generell zum zweiwöchigen Aufenthalt, was nachhaltiger ist als ein Kurzurlaub. Denn so lassen sich umweltfreundliche Aktivitäten wie die Erkundung der lokalen Flora und Fauna in den Ferienplan einbauen.
Unnötig zu erwähnen, dass die Anreise Einfluss auf die CO2-Bilanz hat. Zugreisen liegen wieder im Trend, zumal sie eine geringere Emission verursachen als Flüge. Ist die Wunschdestination nicht ohne Flugzeug erreichbar, lässt sich der CO2-Ausstoss durch die Unterstützung von Klimaprojekten und Kompensationszahlung ausgleichen. Und natürlich macht ein Direktflug Sinn.
Die Wahl des Resorts
Die Nachhaltigkeit fängt bei der bewussten Wahl des Resorts an. Welche Bewässerungspraktiken werden auf dem Platz angewendet? Wird Regenwasser oder wiederaufbereitetes Wasser benutzt? Auch die Frage nach dem Chemikalienmanagement ist erlaubt: Greift man zu umweltfreundlichen Alternativen? Investiert der Club in die Lebensräume der einheimischen Pflanzen und Tiere? Gut zu wissen: Nutzt der Club energieeffiziente LED-Beleuchtungen und erneuerbare Energiequellen wie Solarpanels? «Die Initiative müsste freilich von der Kundschaft ausgehen, denn in der Regel bewegen sich die Anbieter erst, wenn solche Fragen zunehmen», sagt Thomas Bächler
Die meisten Unterkünfte unterlassen es noch immer, ihre Bemühungen in Sachen Nachhaltigkeit anzugeben, doch einige Vorreiter führen bereits Energieeffizienz, Wassermanagement, Abfallreduzierung und soziale Verantwortung an. Namhafte Golfresorts haben Massnahmen eingeführt, um ihren ökologischen Fussabdruck zu minimieren. Es sind jedoch gerade kleinere Boutique-Hotels, die nachhaltige Praktiken fördern und oft eine engere Verbindung zu ihrem Standort und den lokalen Dienstleistern pflegen.
Bächler informiert die Kunden zum Beispiel, ob der Golfplatz zu Fuss vom Resort erreichbar ist und ob die Unterkünfte über umweltfreundliche Transportmittel verfügen, die ein Mietauto unnötig machen.
Manche Golfplätze werben bereits mit Umweltzertifizierungen. Bächler rät allerdings zur Vorsicht und prüft die Angebote persönlich vor Ort. Kritische Fragen stellt er jeweils auch am IGTM, dem im Oktober stattfindenden Golf Travel Market in Lissabon. «Die Sensibilisierung des Themas schreitet erfreulicherweise fort.» Um nur ein Beispiel zu nennen: Manche Hotels sind dazu übergegangen, Wasserspender auf dem Platz bereit zu stellen und im Clubhaus die Möglichkeit zu bieten, seine eigene Flasche aufzufüllen. So werden unzählige PET-Flaschen eingespart.
Es sei absehbar, dass Resorts diese Zusatzaufwendungen auf ihre Preise überwälzen werden, schätzt Bächler. Auch Nachhaltigkeitstaxen dürften eingeführt werden. Für wegweisend hält er die Neuerung eines der von ihm vertretenen Hotels, das 5 Euro pro Zimmer und Nacht für Nachhaltigkeit berechnet – nicht wählbar.
Letztlich ist auch das eigene Verhalten zu überprüfen. Geniesst man im lokalen Restaurant die lokale Küche oder isst man importierte Nahrungsmittel? Und Golfer müssen auch lernen, in den Ferien gewisse Einschränkungen zugunsten der Nachhaltigkeit auf der Anlage zu akzeptieren.