04.12.2020

18 Traumziele

Wo möchte ich unbedingt wieder spielen? Wo möchte ich erstmals golfen? Die Antworten von André Bossert, Claudio Zuccolini und Thomas Bächler ergeben die 18 Traumziele, die wir hier präsentieren. Alles natürlich unter der Voraussetzung, dass man ohne Einschränkungen reisen kann.


Sechs Ziele von Profi André Bossert

Der Zürcher André Bossert ist seit 1990 als Profi unterwegs. Diese Saison bestritt der 57-Jährige kein einziges Turnier auf der Seniorentour. Bossy freut sich am meisten auf die Rückkehr nach Fancourt.

«Früher spielte ich etwa 30 Turniere, zuletzt in der Regel noch etwa 22 internationale Events pro Jahr. Diese Saison hat die Seniorentour gar nicht erst angefangen, alle Turniere sind abgesagt worden, und damit natürlich auch die beiden Finals in Mauritius und auf den Seychellen, welche jeweils im Dezember ausgetragen worden sind. So habe ich diesen Sommer gut zehn Mal in der Schweiz Turniere gespielt, unter anderem auch auf der extra organisierten Summer Tour von Swiss Golf.
Für die neue Saison bestehen grosse Pläne für die neu formierte Legends Tour der Ü50-Profis. Wie in Bad Ragaz sollen neu alle Turniere im sogenannten Alliance-Format mit Amateuren gespielt werden. Im Spielerrat begrüssen wir die Anpassungen, und wir hoffen natürlich alle, dass es 2021 mit der Tour wieder weitergeht. Meine Pläne für den Winter sind noch nicht ganz klar, möglicherweise werde ich versuchen, in Südafrika ein paar Turniere zu spielen.

Top-Ziel Fancourt
Angenommen, alle Reisen sind ohne Einschränkungen möglich, zieht es mich zuallererst zurück in meine alte Heimat Südafrika. Meine Schwester besitzt seit langer Zeit ein Haus in Fancourt, sie wohnt sechs Monate dort und den Rest des Jahres in der Schweiz. Für mich ist Fancourt eines der besten Resorts der Welt, nicht nur wegen den drei Top-Golfplätzen Outeniqua, Montagu und The Links. Alle drei sind von Gary Player gebaut worden. The Links ist dabei mein klarer Liebling. Man hat das Gefühl, dass die Riesendünen schon immer hier standen, dabei war dies früher eine flache Fluglandepiste. Der Platz ist schlicht fantastisch, wirklich schwer zu spielen, aber beim jährlichen Dimension Data ProAm habe ich dort immer am besten abgeschnitten.
Auf dem anspruchsvollen Links sind übrigens Caddies Pflicht, zudem dürfen nur die Hotelgäste spielen. Der kleine Luxus lohnt sich auf jeden Fall, gleich neben Fancourt liegt der alte Golfplatz von George. Für mich als gebürtiger Südafrikaner ist die Gegend von George und die ganze «Garden Route» die perfekte Region für Golfferien.

Wüsten- und Links-Golf
Nach Arizona möchte ich auch unbedingt zurück. Vor allem rund um Scottsdale gibt es unzählige Top-Anlagen. Als Gast eines Mitglieds durfte ich mehrmals auf dem Estancia-Platz des Architekten Tom Fazio spielen, für mich einer der absoluten Lieblingsdesigner. Der Parcours war zudem in einem Zustand, wie ich ihn vorher genau einmal erlebt hatte: 1990 auf dem Golfplatz in Agadir, der normalerweise ausschliesslich dem marokkanischen König zur Verfügung steht. Der perfekte, aber eigentlich ‘künstliche’ Rasen steht in einem speziellen Kontrast zu den dominierenden Felsformationen. Solche Wüstenplätze faszinieren mich immer wieder, gerade, weil wir so etwas bei uns ja logischerweise nicht kennen.
Meine zweite grosse Liebe gehört dem Links-Golf. Beim ersten Start auf der Senior British Open 2015 spielte ich in Sunningdale in der Proberunde unter anderem mit Bernhard Langer und Roger Chapman. Der Old Course von Sunningdale spielt sich trotz Bäumen wie ein Links-Platz, für mich war es quasi Liebe auf den ersten Blick. Man spürt die Tradition; der Parcours in der Nähe von London ist spannend und eine Herausforderung. Das ist sicher kein typischer Ferienplatz, aber ich freue mich riesig, wenn das für Juni 2020 geplante Turnier in der nächsten Saison nachgeholt wird. Das Halfway House ist übrigens berühmt für seine Schweinswürste.

Drei neue Traumziele
Ich habe schon auf allen Kontinenten Golf gespielt. Drei Traumziele sind mir spontan in den Sinn gekommen, immer auch im Zusammenhang mit dem Platz-Architekten.

1. Royal Melbourne West, Australien – Alister MacKenzie
2. Bandon Trails Oregon, USA – Coore & Crenshaw
3. Tara Iti, Mangawhai, Neuseeland – Tom Doak

Vergangenen Oktober waren wir zuletzt mit der Familie in der Gegend von Sydney, und es hat uns extrem gut gefallen. Für Melbourne hat die Zeit aber nicht gereicht. Jeder Kollege, mit dem ich spreche, schwärmt vom besten Links-Platz ausserhalb von Grossbritannien. Alister MacKenzie ist zudem die Legende für alle, die sich mit Golfplatz-Architektur auseinandersetzen.
Nicht zu vergleichen ist das erst gut 20-jährige Brandon Dunes Resort mit insgesamt fünf 18-Loch-Linksplätzen. Ein Verwandter meiner Frau hat lange in der Nähe gelebt und war mehr als begeistert. Es liegt in der ‘Middle of Nowhere’, lohnt sich aber bestimmt für eine längere Reise. Von den fünf Plätzen erwarte ich vom Bandon Trails am meisten.
Bis nach Neuseeland haben wir es leider noch nicht geschafft. Ein Freund von uns ist Kiwi, er schwärmt davon und hat schon versucht, uns einzuladen. Bisher habe ich nur die Bilder gesehen, sie lassen einen wirklich träumen, auch wenn der Flug bis auf die andere Seite der Welt etwas lang ist.»

Sechs Ziele von Komiker Claudio Zuccolini

Der Bündner Claudio Zuccolini musste viele Bühnenauftritte absagen oder verschieben. Der 50-Jährige träumt von St Andrews und Liberty National und freut sich auf die nächsten Familienferien in Mallorca.

Einfach gesagt fällt für mich ein Jahr weg. Schon im ersten Halbjahr mussten wir mehr als 20 Auftritte des neuen Programms ‘Darum’ absagen. Ab Oktober waren es wohl wieder praktisch gleich viele. Diverse Anlässe wurden zudem zunächst in den Herbst verschoben, dann nochmals aufs nächste Jahr. Für mich gab es trotz all den Schwierigkeiten zwei klare Highlights: Erstens die Auftritte im Zürcher Opernhaus, das war ein Riesenerlebnis in einer gigantischen Kulisse. Zweitens die beiden Preise als bester Solokünstler und der Publikumspreis an den Swiss Comedy Awards, das war eine sehr schöne persönliche Überraschung kurz nach meinem 50. Geburtstag im September.

Immer wieder Mallorca
Ich selber habe mir einen Start am New York Marathon geschenkt, der wäre für November geplant gewesen, ist aber natürlich auch verschoben worden. Ganz ausgefallen sind auch unsere traditionellen Sommerferien mit der Familie in Mallorca. Schon seit fast 30 Jahren sind wir immer mindestens zwei Wochen auf der Insel. Dort habe ich schon viele Stunden mit diversen Pros geübt. Die Auswahl an Plätzen ist enorm, und niemand fragt dich nach deinem Handicap. Wir mieten jeweils das Haus eines Freundes, da kann ich am Morgen problemlos alleine golfen, oder ich schliesse mich jemandem an. In einem heissen Sommer kann schon der eine oder andere Platz Probleme bekommen; immer top gepflegt und wahnsinnig schön ist für mich Alcanada. Er ist eine Art Links-Course und bietet wohl mehr Meerblicke als die anderen Plätze auf der Insel. Gerade die etwas höher gelegenen Abschläge machen enorm viel Spass. Die Grüns sind höllisch schnell und mit kniffligen Breaks verbunden. Wenn man aber mit so viel Gefühl puttet wie ich, ist auch das nicht extrem schwierig… Kleiner Spass. Da will ich unbedingt so bald wie möglich wieder hin.

Caddie-Tipps in Thailand
Mein zweites Ziel heisst Phuket. Dort habe ich vor 15 Jahren eher zufällig während einer TV-Produktion auf dem Banyan Tree gespielt. Geblieben sind mir vor allem die höchst professionellen Caddie-Frauen, aber natürlich auch die Gastfreundschaft der Thais. Für mich hat das Land einen ganz eigenen Duft. Dank der TV-Produktion habe ich in insgesamt sechs Wochen zudem sehr viel kleine, schöne Inseln entdeckt. Ich habe eigentlich nur gute Erinnerungen daran. Der Banyan Tree heisst mittlerweile Laguna Golf, offenbar wurde er vor einigen Jahren renoviert und mit deutlich mehr Wasserhindernissen gespickt. Im Gegensatz zu vielen anderen Plätzen in Phuket kann man hier problemlos zu Fuss gehen statt die Caddies hinten auf dem Cart stehen zu lassen. Mir haben die gut ausgebildeten Frauen übrigens viel geholfen mit ihren Tipps, die hätte ich wohl jetzt wieder nötig.
Sehr gute Erinnerungen verbinden mich beispielsweise auch mit Schweden. Die letzte Reise zum Patenkind meiner Frau liegt exakt 14 Jahre zurück. Wir wohnten dort ganz in der Nähe des Åkersberga Golf Club. Mir ist die angenehme Stimmung geblieben, zudem konnte man im Mai locker bis abends um 23 Uhr golfen. Das Spiel ist dort in jeder Beziehung unkompliziert, man spürt den vielen Platz, den sie zur Verfügung haben. Die Weite des Landes fasziniert mich. Ich könnte mir sehr gut vorstellen, bald mal mit der ganzen Familie im Wohnmobil in den Norden zu reisen. In Akersberga will ich wieder spielen, aber die Gegend hat noch sehr viele weitere schöne Plätze. Da muss ich schauen, wie ich meine Golfsachen im Wohnmobil unterbringe.

Unbezahlbarer Traum
Deutlich schwieriger wird die Erfüllung eines Traums: eine Runde auf dem Liberty National Golf Club in New Jersey. Ich bin ein Riesenfan von New York und war vor drei Jahren eine Woche lang ganz alleine in der Stadt. Ich liebe es, dort zu joggen, und würde natürlich extrem gern auch mal in einem der exklusivsten Clubs der Welt spielen. Die Aufnahmegebühr liegt, glaube ich, bei einer halben Million Dollar, aktuell sollen es etwa 100 Members sein. Ein eigenes Boot bringt die Mitglieder und Gäste in 15 Minuten von Downtown Manhattan zum Glaspalast, der als Clubhaus dient. Bekannt ist natürlich auch der Blick auf die Freiheitsstatue. Keine Ahnung, wie man bei so wenigen Mitgliedern zu einer Einladung kommt, aber ich glaube fest ans Prinzip der Zufälle, und sonst bleibt der Liberty National halt ein ewiger Traum.
Für den Old Cours von St Andrews würde ich fast jeden Preis zahlen, keine Ahnung, wie hoch die Greenfee tatsächlich ist. So, wie viele nach Lourdes pilgern, um geheilt werden, möchte ich dort einmal auf dem ersten Abschlag stehen und die spezielle Stimmung und die Nervosität erleben. Fasziniert bin ich zudem von Japan. Ich habe schon viel darüber gelesen, bin ein Fan der unglaublichen Küche und möchte unbedingt mal die Kultur vor Ort spüren. Perfekt wäre natürlich, wenn ich dann auch noch den Olympia-Parcours des Kasumigaseki Country Club spielen könnte.»

Sechs Ziele von Reiseprofi Thomas Bächler

Der Chef des Reisebüros Golf and Travel in Root war seit diesem Frühling kaum mehr im Ausland. Thomas Bächler (57) schwärmt unter anderem von Schweden und Patagonien. Zu seinen Top-Träumen gehört immer noch Pebble Beach, respektive der dortige Golf Links.

«Am 8. März sind wir von einer Gruppenreise aus Argentinien in die Schweiz zurückgekehrt. Danach war fast die ganze Welt zu. Mit einigen Gruppenreisen in der Westschweiz konnten wir unseren Kundinnen und Kunden immerhin etwas bieten. Ich bin natürlich sehr froh, dass der Bundesrat die Reisequarantäne endlich angepasst hat. Seither spüren wir doch ein deutlich höheres Interesse und haben mehr Anfragen für den Winter. Auch die Feedbacks unserer Kunden, die unterwegs waren, fallen praktisch einhellig positiv aus. Überall sind nur wenige Leute anzutreffen, die Hygienemassnahmen werden meist strikter angewendet als hier bei uns, und alle fühlten sich sicher. Sie genossen die Sonne, die Natur und natürlich die Abwechslung. Vieles hängt nun vom Flugangebot ab. Hier braucht es weiterhin grosse Flexibilität, als Reisebüros haben wir dies zuletzt mehrfach bewiesen. Die Kundinnen und Kunden merken dies, und ich glaube, sie buchen wieder vermehrt über einen konkreten Ansprechpartner statt faktisch anonym im Internet.

Schönster und schwierigster Platz
Ich persönlich golfe am liebsten inmitten der Natur, entsprechend präsentieren sich meine Favoriten, die ich unbedingt in nächster Zeit wieder spielen möchte.
Für mich ist der Stadium Course im schwedischen Bro Hof Slot nördlich von Stockholm wohl der schönste und von ganz hinten sicher auch der schwierigste Platz, den ich je gespielt habe. Als Gaudi habe ich mal mit drei Kollegen von den schwarzen Teeboxen abgeschlagen. Wir waren schon froh, wenn wir zwischendurch das Fairway erreichten. Einer hat, glaube ich, auf den Frontnine etwa 15 Bälle verloren, danach haben wir auch nicht mehr versucht, das Par 3 mit knapp 240 Meter über Wasser anzugreifen. Erst danach haben wir erfahren, dass selbst die Cracks der European Tour beim jährlichen Turnier praktisch nie von ganz hinten abschlagen. Dank der vielen Teeboxen ist der Stadium Course aber auch ganz normal bespielbar. Was bleibt, ist sehr viel Wasser, unter anderem natürlich auch beim berühmten Inselgrün von Loch 17. Der Platz war ursprünglich als Austragungsort für den Ryder Cup gebaut worden, gleich daneben liegt mit dem Castle Course der zweite Platz des Clubs. Auch dieser ist erst zehn Jahre jung, ebenfalls aus der Hand von Architekt Robert Trent Jones Jr., aber etwas kürzer und auch günstiger.

Kontrast der Natur
Im argentinischen Patagonien dominiert ebenfalls die unendliche Weite der Natur. Der Chapelco Golf Club im Norden von Patagonien ist eigentlich ein Privatplatz und beherbergt regelmässig Profiturniere, er ist aber auch bei Golftouristen höchst beliebt. Mich beeindruckt immer wieder der Kontrast der sattgrünen Fairways zu den Brauntönen der Natur rundherum. Die Gegend ist wild und zieht vor allem auch viele Fischer an. Hier können die Temperaturen an einem Tag locker um 20 und mehr Grad schwanken. Ich würde sagen, es gleicht dem Engadin, einfach mit viel mehr Bäumen. Klar sind die Distanzen in Argentinien riesig. Mit dem Flugzeug ist man in gut 90 Minuten von Buenos Aires im kleinen Ort San Martín de los Andes. Von dort sind es nur noch wenige Kilometer bis zum absoluten Traumplatz von Jack Nicklaus. Geplant ist hier übrigens der Ausbau eines zweiten Parcours von aktuell 9 auf 18 Bahnen. Wann dies aber kommt, weiss niemand genau.
Schon deutlich weiter ist das griechische Resort Costa Navarino. Hier entstehen zwei weitere 18-Loch-Championship-Anlagen, die voraussichtlich Ende 2021 eröffnet werden. Schon jetzt zählt der Bay Course, ebenfalls designt von Robert Trent Jones Jr., zu meinen Lieblingsplätzen. Man spielt praktisch nur zwischen den Olivenbäumen und dem Meer. Das neue Clubhaus ist zudem ein echter Hammer. Von aussen sieht man nur eine Terrasse, das ganze spektakuläre Gebäude ist in die Erde integriert worden. Ich bin auch kein grosser Fan von Buggies, hier macht das Obligatorium aber sicher Sinn.

In Kalifornien gelebt
In den USA wird bekanntlich auf den allermeisten Golfplätzen gefahren statt gelaufen. Pebble Beach Golf Links ist hier eher eine Ausnahme. Dort wird ein Caddie empfohlen. Die zusätzlichen 142.50 Dollar Mindestlohn für den Caddie werde ich mir einmal leisten, das habe ich mit meinem Bruder so abgemacht.
Ich habe zwei Jahre in Kalifornien gelebt, er hat mich besucht und ist danach in den USA geblieben. Er hat sogar praktisch neben Pebble Beach geheiratet, und ich warte auf die Gelegenheit, dies so nochmals zu feiern.
Erst vor wenigen Jahren habe ich Japan als Golfland entdeckt – wie fast alle hat es mich schlicht fasziniert. Dort wird Golf als soziales Ereignis gefeiert; mit Zwischenverpflegung nach jedem dritten Loch, ausgiebigem Mittagessen, Bad und vielen anderen Ritualen ist es völlig anders als bei uns, aber total spannend. Den Fuji Golf Course kenne ich noch nicht, mit Sicht auf den gleichnamigen Berg wird das Golfen sicher ebenfalls ein Erlebnis. Kleines Detail: Anders als bei uns werden in Japan keine Flights mit anderen Leuten gemischt. Der Inselstaat hat übrigens nicht weniger als 2500 (!) Golfplätze, viele wurden erst in den vergangenen Jahren für Touristen geöffnet.
Ganz anders in Südafrika. Dort kenne ich mich sehr gut aus, und ich habe wohl fast alle Top Courses, die für Schweizer Gäste in Frage kommen, schon selber gespielt. Was mir noch fehlt, ist Leopard Creek gleich neben dem Krüger Nationalpark. Einmal war ich dort, als der Platz gerade umgebaut wurde, die letzte Reise vor zwei Jahren mussten wir absagen. Damals nicht wegen Corona, sondern wegen des akuten Wassermangels in Südafrika.»

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