Marcus Helligkilde
02.10.2021
Helligkilde gewinnt, Rusch und Girrbach in Top-20
Mit einer Finalrunde von 69 Schlägen sichert sich Marcus Helligkilde den Sieg bei der Swiss Challenge im Golf Saint Apollinaire. Der Däne gewinnt mit einem Gesamtscore von 25 unter Par. Benjamin Rusch und Joel Girrbach beenden das Turnier auf den Rängen 15 (Rusch) und 19.
2021-10-03
Es wäre fast ein Märchen geworden, wenn Marcel Schneider nach 2018 auch 2021 die Swiss Challenge hätte gewinnen können; mit dem dritten Saisonsieg wäre der Süddeutsche direkt auf die European Tour aufgestiegen. Das muss nun warten, nachdem der 31-Jährige sich am Samstagnachmittag auf den letzten sechs Bahnen selbst entzauberte und auch am Sonntag «nur» eine 69er-Karte unterschreiben konnte. 18 unter Par bedeuteten den zehnten Schlussrang für Schneider. Der Kampf um den Siegercheck über 32'000 Euro war auf dem «Fruit Garden» des Golf Saint Apollinaire am Sonntag eine (fast) rein dänische Angelegenheit. Marcus Helligklide war bei 22 unter Par und mit drei Schlägen Vorsprung auf Landsmann Nicolai Kristensen in die Finalrunde gestartet. Der 24-jährige Helligkilde, der Anfang August bereits die Finnish Challenge mit einem Gesamtscore von 23 unter Par (nach vier Runden) hatte gewinnen können, blieb am Sonntag im Elsass zwar nicht fehlerfrei, aber vier Birdies bei nur einem Bogey bedeuteten am Ende eine 69 auf der Scorekarte – und einen Gesamtscore von 25 unter Par für die vier Turnierrunden. Damit verteidigte er einen Schlag Vorsprung auf Kristensen; dieser spielte fünf Birdies und 13 Pars, musste sich den zweiten Platz aber mit dem Engländer Jonathan Thomson teilen, der ebenfalls bogeyfrei durch den Sonntag kam und sogar sechs Birdies erzielte. Der zweite Titel auf der Challenge Tour ist für Helligkilde ein vorzeitiges Geburtstagsgeschenk, der Däne feiert am Dienstag (5. Oktober) seinen 25. Geburtstag.
28 Birdies und ein Eagle von Rusch
Am Sonntag hatten auch einige Schweizer Grund zum Strahlen. Benjamin Rusch, der bei der Swiss Challenge 2021 zwischen Hochs und Tiefs wechselte, konnte in der Finalrunde eine gute Leistung abrufen und mit einer 66er-Karte wieder in die Top-20 der Rangliste vordringen. Den acht Birdies am Schlusstag stand ein einziges Doppelbogey gegenüber. Auf Bahn 8 hatte der Thurgauer seinen Abschlag in die Büsche links des Fairways geschlagen und musste den Ball unspielbar erklären. Am Ende zeigt er sich aber zufrieden mit der Woche: «Über alles gesehen war’s ein gutes Turnier. Ich habe solide gespielt, in den vier Turnierrunden insgesamt 28 Birdies und einen Eagle erzielt, was absolut super ist», sagt der 32-Jährige. Nach ein paar schwierigen Wochen sei nun wieder ein Aufwärtstrend erkennbar. «Ich hoffe, ich kann darauf aufbauen. Ich bin zufrieden und hoffe, dass es nun so weiter geht.» Um ganz vorne mitzuspielen seien ihm bei der Swiss Challenge aber einfach zu viele Fehler unterlaufen. Mit einem Gesamtscore von 271 Schlägen (17 unter Par) klassiert er sich auf Rang 15.
Auf Rang 19 folgt mit Joel Girrbach ein Clubkollege. Der Swiss Challenge Sieger von 2017 hatte am Samstag 15 Löcher lang gross aufgespielt und beim Publikum die Hoffnung auf einen erneuten Heimsieg geschürt, ehe ihn zwei Fehler stoppten. Am Sonntag kam der 28-Jährige trotz Birdies auf der Eins und der Vier lange nicht richtig in Schwung. «Es war eine etwas mühsame Runde heute – ich musste lange geduldig bleiben», so Girrbach. Die Geduld zahlte sich auf den Back Nine aus – bogeyfrei bei drei Birdies waren ein versöhnlicher Abschluss. Mit einem Gesamtscore von 272 Schlägen klassiert er sich als 19. in den Top-20. «Im Grossen und Ganzen ein sehr gutes Event; eine Top-10-Klassierung habe ich gestern auf den letzten Bahnen leider verspielt», so sein Fazit.
Viel Positives mitnehmen
Einen Schlag mehr als Girrbach benötigte der drittbeste Schweizer im Turnier, Jeremy Freiburghaus. Der Bündner spielte die ganze Woche solide und scorte sehr regelmässig – 69, 68, 68 und auch am Finaltag 68 Schläge standen auf seinen Scorekarten. «Ich bin recht happy mit dem Turnier», sagt der 25-Jährige am Sonntagabend. Natürlich würde immer mehr drin liegen, aber er nimmt das Positive aus der Woche mit: «Wenige Fehler vom Tee in der ganzen Woche, zudem waren meine Eisen heute viel besser. Auch das Putting war an sich gut, leider sind die Putts in der Finalrunde nicht gefallen. Aber ich bin happy mit der Woche.» Rang 25 für den Bündner.
Mathias Eggenbergers Bilanz dagegen ist etwas durchzogen: «Eigentlich eine gute Woche, das Long Game war solide und das Chipping auch dort, wo es sein sollte. Aber am Wochenende sind einfach keine Putts gefallen. Leider.» Er könne trotzdem viel Positives aus dieser Woche im Elsass mitnehmen, so Eggenberger. Mit einem Gesamtscore von 283 Schlägen (5 unter Par) belegt der 29-Jährige den 61. Schlussrang, den er sich mit Perry Cohen teilt. Der 25-jährige Cohen hatte in der Startrunde mit einer 66er-Karte aufhorchen lassen, konnte an den folgenden Tagen mit Runden von 71, 75 und nochmals 71 Schlägen aber nicht an die Leistung vom Donnerstag anknüpfen.
Cédric Gugler hatte es als einziger Amateur in die Finalrunden vom Wochenende geschafft. Dies mit einem Exploit am Freitag, wo er sieben Birdies spielte und mit einer 67 den Sprung in die vordere Hälfte des Leaderboards schaffte. Am Wochenende lief es mit Runden von 78 und 74 Schlägen nicht mehr ganz so gut. Für den 21-Jährigen war die Swiss Challenge 2021 dennoch eine wertvolle Erfahrung – und 18 Birdies in vier Turnierrunden auf dem zweithöchsten europäischen Level sind eine durchaus bemerkenswerte Leistung.
TAG 3
66 Spieler – 65 Professionals und ein Amateur – schafften bei der 11. Swiss Challenge im Golf Saint Apollinaire den Cut und kämpfen am Wochenende um die 200'000 Euro Preisgeld. An den ersten beiden Tagen hatten die sensationell tiefen Platzrekorde auf dem «Fruit Garden» zu reden gegeben. Platzarchitekt Kurt Rossknecht, der das Geschehen vor Ort verfolgte, kennt den Grund: «Das hohe Rough wurde im Sommer geschnitten und ist zu langsam nachgewachsen. Zudem ist es diese Woche aussergewöhnlich windstill, die Konditionen sind perfekt.» Mit hohem Rough würde defensiver gespielt werden, so Rossknecht, der den Leistungen der Professionals aber grossen Respekt zollte. Neben dem nach vorne hängenden Grün 4 stehend, beobachtete er, wie Marcel Schneider von hinter dem Grün eine Annäherung spielte, den Ball einen Meter neben der Fahne zum Stillstand brachte und das Par rettet. «Der Ball war nahezu unspielbar. Toll gemacht», so Rossknecht.
Schneider, der mit 14 unter Par nach zwei Runden als Führender in diesen «Moving Day» gegangen war, verteidigte diese Position über weite Strecken; nach zwölf gespielten Löchern lag er am Samstag bei 20 unter Par, dann patzte er auf dem Par 3 Nummer 13, konterte auf der 14 aber mit einem Birdie. Doch der Faden war gerissen, auf den letzten vier Löchern büsste der Deutsche fünf Schläge ein und musste die Konkurrenz vorbeiziehen lassen. Mit einer 71er-Karte – und einem Total von 15 unter Par – fiel der 31-Jährige auf den 13. Rang zurück. Die Gunst der Stunde nutzten zwei Dänen. Allen voran Marcus Helligkilde. Zwar kam auch der 24-Jährige nicht fehlerfrei durch den Samstag, aber mit zwei Eagles und acht Birdies lassen sich die beiden Bogeys gut verschmerzen. Am Ende unterschrieb Helligkilde eine 62er-Karte und meldete seine Ambitionen auf den zweiten Saisonsieg (nach der Finnish Challenge im August) an. Mit einem Total von 194 Schlägen (22 unter Par), weist er vor der Finalrunde drei Schläge Vorsprung auf seinen Landsmann Nicolai Kristensen auf, welcher sich mit einer 65 am Samstag um zwei Ränge nach vorn geschoben hat. Einen Schlag zurück folgt ein Quartett, das von Per Längfors (Schweden), Jonathan Thomson (England), Allen John (Deutschland) und Frederic Lacroix (Frankreich) gebildet wird.
Girrbach und Freiburghaus auf dem Vormarsch
Der bestklassierte Schweizer im Feld, der Thurgauer Joel Girrbach, fasst seinen Samstag wie folgt zu sammen: «Von einem Hammertag zu einem letztendlich doch enttäuschenden Tag.» Dabei hatte der Tag für ihn mit einem Eagle auf der Eins sensationell gut begonnen; bis Bahn 15 blieb der 28-Jährige fehlerfrei und reihte insgesamt zwei Eagles, fünf Birdies und acht Pars aneinander, was ihn kurzfristig bis auf Rang vier des Leaderboards brachte. Dann riss der Faden. «Keine Ahnung, weshalb ich auf den letzten drei Löchern plötzlich schlechte Schläge machte», zeigt er sich direkt nach dem Unterzeichnen der Scorekarte etwas ratlos. Ein Lipout an der 15 und «nur» das Par statt des erhofften Birdies könnte der Auslöser gewesen sein. Auf Abschlag 16 habe ihn etwas gestört, sein Ball landete im Bunker, was ein Bogey zur Folge hatte. «Das kann passieren», so Girrbach. Richtig sauer machte ihn dagegen sein Schlussloch: Auf der 18 verzog er den Ball ins Out – «50 Meter nach rechts! Ein katastrophaler Abschlag», so sein Kommentar. «Nun heisst es am Sonntag die Schläge zurückzuholen.» Als Sieger der Swiss Challenge 2017 weiss er, wie das geht; vor der Schlussrunde liegt er mit 13 unter Par auf Rang 17.
Der Bündner Jeremy Freiburghaus dagegen strahlte nach der dritten Runde. Sieben Birdies standen am Samstag auf seiner Scorekarte. «Mein Spiel ist solide, ich mache diese Woche wenige Fehler vom Tee, dadurch kann ich die ganze Runde entspannt spielen», sagt er am Samstagnachmittag. «Ich warte auf meine Möglichkeiten – und dieser Platz bietet einige davon.» Einzig mit seinem Eisenspiel war der 25-Jährige nicht ganz zufrieden, «das muss noch besser werden, damit ich noch mehr Birdiechancen bekomme». Sein Putting sei im Verlauf der Woche von Tag zu Tag besser geworden. Und für Bahn 3 überlegt er sich für die Finalrunde eine neue Strategie – denn das Doppelbogey auf diesem Par 3 mit dem Wasser links vom Grün war der einzige Schönheitsfehler im Spiel des Bündners.
Enttäuscht zeigte sich am Samstagnachmittag dagegen Benjamin Rusch, der am Freitag mit einer 64er-Karte geglänzt hatte. Er erwischte am «Moving Day» zwar einen guten Start, die beiden Birdies auf den ersten beiden Bahnen liessen auf eine gute Runde hoffen. Es wurde dann aber doch eine emotionale Achterbahn für den 32-Jährigen, der am Ende des Tages Bilanz zieht: «Acht Birdies in einer Runde, das ist top, aber die sechs Bogeys dazu – das kostet Schläge und Plätze in der Rangliste.» Er habe zu viele Fehler gemacht, «ein, zwei Grüns zu viel verfehlt» und sich mit dem Kurzen Spiel nicht retten können. Zwei unter für den Tag und insgesamt elf unter Par fürs Turnier bringen den Thurgauer vor der Schlussrunde auf Rang 24, den er sich mit Freiburghaus teilt.
Eggenberger und Cohen zurückgereiht
Keinen guten «Move» erwischten die drei anderen Schweizer, die den Cut überstanden haben und in den Finalrunden noch dabei sind. Mathias Eggenberger war am Samstagmorgen mit einem Birdie in die Runde gestartet und ärgerte sich auf dem ersten Grün dennoch, dass er den Putt zum Eagle um drei Zentimeter zu kurz gelassen hatte. Sein Putter blieb an diesem «Moving Day» eiskalt. «Mein langes Spiel war gut, ich habe 16 Grüns getroffen und mein Ball lag immer nahe bei der Fahne – aber die Putts wollten nicht fallen. In dieser Situation ist es bitter, wenn man nur eine Parrunde spielt», so der 29-Jährige. Nachdem seine Putts auf den ersten Grüns nur um Zentimeter zu kurz geblieben waren, rollten die Bälle in der Folge stets über die Lochkante. Das Highlight der Runde war für «Eggi» der Eagle auf Bahn 9, wo er aus 78 Metern einlochte. Mit 211 Schlägen (5 unter Par) liegt er auf Zwischenrang 59.
Perry Cohen, der am Samstag mit Joel Girrbach im Flight unterwegs war, konnte sich vom über weite Strecken brillanten Spiel des Swiss-Challenge-Siegers von 2017 nicht mitreissen lassen. Dem 25-jährigen mit Zweitwohnsitz in den USA gelang am «Moving Day» auf Golf Saint Apollinaire ein einziges Birdie, am Ende unterschrieb er eine 75er-Karte und fiel um 33 Plätze zurück. «Ich haderte heute mit meinem Putting, konnte keinen Rhythmus finden. Mein Ball Striking war auch nicht das Beste», gab er sich nach der Runde enttäuscht. Es war nicht sein Tag, selbst gut getroffene Bälle seien häufig zu kurz oder zu lang gewesen und endeten in äusserst schwierigen Lagen.
Der Amateur Cédric Gugler hatte am Samstagmorgen im dritten Flight auf die Runde müssen und erwischte keinen guten Start. Ein Doppelbogey auf der Zwei und ein Bogey auf der Drei warfen den 21-Jährigen deutlich zurück. Auf Bahn 6 gelang ihm das erste Birdie des Tages, trotzdem benötigte er für die erste Halbrunde sieben Schläge mehr als vorgesehen. Auf den Back Nine rehabilitierte sich Gugler mit drei Birdies, musste am Ende aber eine 78er-Karte unterschreiben und rutschte im Klassement auf Rang 66 zurück.
TAG 2
Es bleibt spannend bei der Swiss Challenge im Golf Saint Apollinaire. Denn auch an Tag zwei boten die 120 Spieler auf dem «Fruit Garden» äusserst spektakulären Golfsport. Allen voran der Spanier Alejandro Del Rey, der am ersten Tag mit einer 74er-Karte (zwei über Par) nicht aufgefallen war. Am Freitagvormittag aber startete er mit einem wahren Feuerwerk von Tee 10 in die Runde: Par, Eagle, Eagle – fünf unter nach drei gespielten Bahnen. Der 23-Jährige blieb auf den 18 Löchern fehlerfrei, spielte insgesamt acht Birdies und drei Eagles und unterschrieb kurz nach Mittag eine 58er-Karte. Eine Runde für die Geschichtsbücher – Platzrekord! Tourrekord! Aber nicht einmal zwischenzeitlich die Führung in der Rangliste. Denn der Österreicher Lukas Nemecz war elf Minuten vor Del Rey zur zweiten Runde gestartet und blieb am Freitag ebenfalls fehlerlos; der Grazer spielte acht Birdies und zehn Pars und kletterte mit einem Total von 13 unter Par an die Spitze des Leaderboards, wo er sich bis Mitte des Nachmittags halten konnte. Bis der enttrohnte Platzrekordhalter vom Vortag, Marcel Schneider, in der Nachmittagssession ins Spielgeschehen eingriff. Der Süddeutsche spielte die Front Nine zwei unter Par – für seine Verhältnisse «verhalten». Den «Birdie»-Turbo zündete der zweifache Saisonsieger auf der Neun, von wo weg er sechs Birdies auf sieben Bahnen notierte. Der 31-Jährige zog auf 18 unter Par fürs Turnier davon, patzte dann aber auf der 16 und 17 mit jeweils einem Bogey. Auf der 18 musste er nach einem Vierputt gar ein Doppelbogey hinnehmen und geht nun mit nur noch einem Schlag Vorsprung auf Nemecz und den Finnen Lauri Ruuska in die dritte Runde. Rekordmann Del Rey liegt mit 12 unter Par fürs Turnier auf dem geteilten vierten Zwischenrang.
Benjamin Rusch mit starker 64er-Runde
Grund zur Freude hatte am zweiten Tag auch Benjamin Rusch. Der Thurgauer durfte am Mittag eine 64er-Karte unterschreiben. Auf Abschlag 10 gestartet, wollten die Putts auf den ersten Grüns noch nicht fallen. «An der 12 habe ich zwar einen längeren Birdieputt gelocht, an der 13 dann aber einen kurzen verschoben», so der 32-Jährige. «Da fragte ich mich, ob ich überhaupt von dieser Par-Linie wegkomme.» Nun, an der 16 und der 17 musste er das Par allerdings retten; dass dies gelang, war mental ungemein wichtig, denn auf diesen beiden Bahnen hatte Rusch am Donnerstag drei Schläge verloren. «Auf der 18 schlug ich den Ball sechs Fuss neben die Fahne und lochte den Birdieputt, an der Eins dann der Eagle – das hat die Runde ins Laufen gebracht», erzählt der Thurgauer. Ein sehenswerter Eagle übrigens: Rusch schlug den Ball aus 200 Metern eineinhalb Meter neben die Fahne. Das einzige Bogey auf seiner zweiten Runde (an Loch 4) konnte Rusch nicht aus dem Konzept bringen. Er konterte auf der Fünf, der Sechs sowie der Acht und der Neun jeweils mit Birdie. «Der Bounce Back auf der Fünf war wichtig, um das Momentum behalten zu können.» Nun will Benjamin Rusch mit der gleichen Einstellung ins Wochenende gehen, «dann kann auch nochmals so eine Runde wie heute rauskommen».
Erfolgreiche Aufholjagd von Cédric Gugler
Neben Rusch spielten sich am Freitag fünf weitere Schweizer in die Finalrunden. Perry Cohen, der am Donnerstag mit einer 66 den besten Schweizer Score gespielt hatte, musste sich in Runde zwei mit einer 71 begnügen und liegt zur Turnierhalbzeit bei sieben unter Par auf Rang 29. Diesen teilt er sich mit Joel Girrbach, der am Freitagnachmittag auf den Bahnen 12 bis 14 drei Birdies in Serie spielte und die Runde mit einem Birdie abschliessen konnte. Ebenfalls auf sieben unter fürs Turnier verbesserte sich Jeremy Freiburghaus. Fünf Birdies notierte der Bündner am Freitag, einzig auf dem langen Par 3 Nummer 3 unterlief dem 25-Jährigen ein Fehler. Er hatte am Abschlag warten müssen, bis ein Zuschauer die Suche nach dem Ball des im Flight davor spielenden Raphael de Sousa im Wasserhindernis links vom Grün aufgegeben und das Green verlassen hatte; prompt schlug Freiburghaus seinen Ball just an der gleichen Stelle in den See. Ein Bogey war die Folge.
Auch Mathias Eggenberger musste am Freitag nur ein einziges Bogey notieren – ein Dreiputt an der 18. Äusserst ärgerlich, lag er bis zu jenem Zeitpunkt bei drei unter Par für die Runde und sechs unter Par fürs Turnier. «Nun muss ich am Samstag eben früher raus», so sein Kommentar. Er habe sich am Freitag auf dem Platz nie richtig wohl gefühlt, «ich war 18 Löcher nervös, musste innerlich mit mir kämpfen», sagt der 29-Jährige. Am Wochenende möchte er nun vor allem wieder lockerer werden. Der Sechste im Bunde der Schweizer, die es in die Finalrunden geschafft haben, ist der Amateur Cédric Gugler, welcher in der Woche der Swiss Challenge Benjamin Rusch im Gästezimmer einquartiert hat. Gugler kämpfte sich mit einer 67er-Karte im Feld nach vorn und über die Cutlinie; der 21-Jährige spielte am Freitag sieben Birdies und blieb auf den Back Nine bogeyfrei.
Weitere Schweizer scheitern am Cut
Die sieben weiteren Schweizer, die in den vergangenen beiden Tagen bei der Swiss Challenge im Einsatz standen, scheiterten am Cut. Richtig knapp wurde es für keinen von ihnen. Der Bündner Amateur Mauro Gilardi, am Freitagnachmittag im letzten Flight unterwegs, konnte sich nach der Parrunde vom ersten Tag zwar steigern, doch mit 70 Schlägen (2 unter Par) am zweiten Tag kam er nicht mehr an die Cut-Linie heran. Trotzdem ein respektables Resultat für den 21-Jährigen. «Es fehlt nicht viel – die beiden Schläge kann ich auf den Grüns suchen», sagt er am Freitagabend. «Es war eine schöne Runde heute, ich habe gut gespielt, von daher bin ich nicht unhappy», so der Bündner bei seinem ersten Challenge-Tour-Einsatz.
Spektakulär aus dem Turnier verabschiedete sich der Genfer Tour Professional Raphael de Sousa – mit dem längsten Drive des Tages an der 18, nämlich. Platzarchitekt Kurt Rossknecht stand hinter dem 18. Grün und zollte dem Monster-Drive des 38-Jährigen Respekt. Mit Runden von 75 und 70 Schlägen und einem Total von eins über Par landete der Routinier aber in der hinteren Hälfte des Feldes.
Der erst 16-jährige Amateur Marc Keller wird seine beiden 73er-Runden und den verpassten Cut bei seinem ersten Antreten auf der Challenge Tour unter «wertvolle Erfahrungen» abbuchen. Das gleiche gilt für die beiden Swiss Golf-Nationalspieler Nicola Gerhardsen (zwei 74er-Karten) und Fiorino Clerici (75/76). Die beiden Swiss PGA Professionals Sasha Wortelboer und Alessandro Noseda reihten mit +7 (Wortelboer) bzw. +8 ganz hinten im Feld ein.
TAG 1
120 Spieler sind am Donnerstag zur elften Swiss Challenge angetreten, darunter 13 Schweizer – acht Professionals und fünf Amateure. Das mit 200'000 Euro dotierte Turnier wird erstmals auf dem «Fruit Garden»-Parcours des neuen Golf Saint Apollinaire gespielt; die 36-Loch-Anlage liegt nordwestlich von Basel auf französischem Boden. Der Par-72-Kurs gilt mit 6796 Metern als der aktuell längste Meisterschaftsplatz des Schweizerischen Golfverbandes. Das beeindruckte die Professionals der Challenge Tour allerdings wenig. Der Deutsche Marcel Schneider spielte am ersten Turniermorgen einen neuen Platzrekord: zwei Eagles, sieben Birdies und neun Pars bedeuten 61 Schläge auf der Scorekarte, elf unter Par für die Runde. Und die klare Führung für den Süddeutschen, der die Swiss Challenge im Jahr 2018 – damals noch auf Golf Sempachersee – bereits einmal hatte gewinnen können. In der laufenden Saison feierte der 31-Jährige zwei weitere Siege auf der Challenge Tour, zuletzt am vergangenen Sonntag in Portugal. Seine hervorragende Form brachte er nun offenbar mit ins Elsass.
Cohen und Girrbach halten Anschluss
Neben Schneider steht auch ein Schweizer im Teilnehmerfeld der Swiss Challenge, der sich bereits in die Siegerliste dieses Turniers hat eintragen können: Der Thurgauer Joel Girrbach triumphierte 2017 im Golf Sempachersee. Bei der diesjährigen Austragung der Swiss Challenge hat der 28-Jährige allerdings keinen Heimvorteil, denn den «Fruit Garden»-Parcours spielte er erstmals am Dienstag in der Proberunde (mit seinem Kollegen Mathias Eggenberger). Im ProAm vom Mittwoch konnte der 28-Jährige den Platz etwas besser kennenlernen. Was sagt er zum neuen und derzeit längsten Meisterschaftsplatz des Schweizer Golfverbands? «Je öfter ich ihn spiele, desto besser finde ich diesen Parcours. Auf den Front Nine hat’s ein paar ‘sehr spezielle’ Löcher dabei, aber die Back Nine finde ich echt gut.» Der Platz sei neu, man müsse ihm noch etwas Zeit geben, damit Bäume und Sträucher einwachsen könnten. Die Platzrekord-Runde von Marcel Schneider kommt für Girrbach nicht total überraschend. «Er hat im Flight hinter mir gespielt, wir haben einige seiner Schläge gesehen, unter anderem auch einen Chip-In.» Elf unter Par sei auf diesem Parcours «absolut möglich», denn der Platz eröffne den Tour Professionals viele Birdiechancen. Die Länge sei für die Tourspieler kein Problem, «wir sind uns auf der Challenge Tour und der European Tour noch längere Plätze gewohnt». Und dass es bei Schneider derzeit läuft, ist bekannt. Auch von seinem eigenen Spiel – sechs Birdies, zwei Bogeys, zehn Pars – kann Girrbach Positives berichten: «Ein schöner Morgen, die Bedingungen für eine Golfrunde können nicht besser sein als heute. Ich habe nicht viele Fehler gemacht und die anfänglichen, kleinen Probleme im Langen Spiel – viele Bälle gingen etwas zu weit nach links – hatte ich rasch im Griff. Noch wichtiger war aber, dass ich viele wichtige Putts lochen konnte. Die zweiten Neun waren fast fehlerfrei; ich bin happy mit dieser Runde.»
Bestklassierter Schweizer nach dem ersten Tag ist aber einer, den wohl nicht viele auf der Rechnung hatten: Perry Cohen, der in dieser Saison bislang in Nordamerika unterwegs war und erst am Montagmorgen nach der Q-School der Korn Ferry Tour in der Schweiz gelandet ist. Der Zürcher mit südafrikanischen und us-amerikanischen Wurzeln überzeugte am ersten Tag der Swiss Challenge mit einer 66er-Karte. Zwar war er mit einem Birdie in die Runde gestartet, fiel dann aber zurück: «Ich hatte einen etwas harzigen Start, ein Bogey auf der Drei und ein Doppelbogey auf der Vier brachten mich auf zwei über, dann konnte ich auf der Fünf aber mit einem Eagle aber auf Level Par zurückkommen.» Auf Bahn acht zündete er ein Birdie-Feuerwerk und notierte fünf Birdies in Serie – «das hilft dem Score», sagt er nach der Runde lachend. Den ersten Tag beendete er, wie er ihn begonnen hatte – mit einem Birdie, auf der 18 allerdings von aussen eingechipt. 66 Schläge und ein geteilter zehnter Rang lassen Perry Cohen nach der ersten Runde strahlen.
Drei weitere Schweizer unter Par
Gut lief es auch den beiden Swiss Golf Team-Mitgliedern Jeremy Freiburghaus und Mathias Eggenberger, die für die erste Runde jeweils 69 Schläge benötigten und sich am Donnerstagabend Rang 33 teilen. Beide waren sie auf Abschlag 10 ins Turnier gestartet, der Bündner bezeichnet seine ersten neun Bahnen als «langweilig» – sieben Pars, ein Birdie und ein Bogey ergaben Level Par für die erste Hälfte der Runde. Auf Bahn eins aber zündete Freiburghaus den Turbo und notierte einen Eagle, dem er auf der Zwei ein Birdie folgen liess. Nun war die Runde lanciert. «Mein Spiel war solide, ich lochte ein paar gute Putts und hoffe, dass mein Putter am Freitag noch etwas heisser laufen wird», so der 25-Jährige. Auch Eggenberger zeigte am Starttag ein solides Spiel – und auch bei ihm wollten auf den ersten Grüns die Putts nicht fallen. Trotzdem blieb er auf der ersten Rundenhälfte (Back Nine) fehlerfrei und konnte neben zwei Birdies auch einen Eagle auf Bahn 14 notieren. «Danach wurde ich etwas nervös, weil ich den Score im Hinterkopf hatte», erklärt er nach der Runde. Der einzige Fehler am ersten Tag unterlief dem 29-Jährigen auf Loch 5: «Eggi» hatte seinen Drive auf diesem abfallenden Par 4 ein wenig zu weit nach links verzogen, der Ball war im Rough nicht auffindbar. Also marschierte der Ostschweizer zurück aufs Tee, schlug das Holz 3 über die Bäume und notierte ein Doppelbogey. «Danach war die Nervosität weg», so sein Kommentar. Den Rest der Runde absolvierte er in Par.
Etwas frustriert und enttäuscht kehrte Benjamin Rusch von der Nachmittagssession ins Clubhaus zurück. Er war mit zwei Birdies in die Runde gestartet und lag nach 15 gespielten Löchern bei vier unter Par. «Mein Spiel ist da und auf einem Level, wo ich wirklich vorne mitspielen könnte. Ich mache sehr viele gute Schläge auf dem Platz – und dann passiert am Ende der Runde der Fehler, dass ich ‘mit angezogener Handbremse’ auf dem Abschlag stehe», ärgert sich der 32-Jährige am Donnerstagabend. Auf der 16 hatte er seinen Drive in den Fairway-Bunker geschlagen und musste aus schwieriger Lage das Grün angreifen. «Das Bogey auf der 16 kann passieren», sagt er im Anschluss. Was aber nicht passieren dürfte, sei, dass er sich auf der nächsten Tee-Box unwohl fühlt, den Ball auf der 17 erneut in einen Bunker schlägt und mit einem Doppelbogey vom Grün geht. Nun will er am Freitag die Aufholjagd starten – zuvor aber schlug er am Donnerstagabend kurz vor dem Eindunkeln auf der Range noch einige Eisen.
Weiter Schweizer mit Chancen auf die Finalrunden
Der Bündner Amateur Mauro Gilardi absolvierte die erste Runde in Par und liegt damit nach dem ersten Viertel des Turniers auf Rang 77. Der Cut ist für den 21-Jährigen damit durchaus noch in Reichweite. Das gilt auch für die beiden Amateure Cédric Gugler und Marc Keller, die mit 73 Schlägen (1 über Par) ins Turnier gestartet sind. Nicola Gerhardsen benötigte 74 Schläge, Raphael de Sousa 75 – sie müssen sich am Freitag deutlich steigern, wollen sie am Wochenende noch dabei sein. Für Alessandro Noseda und Fiorino Clerici (je 76 Schläge) sowie Sasha Wortelboer (80 Schläge) dürfte es schwierig werden, den Rückstand aufzuholen. Unmöglich ist es nicht, man kann auf diesem Platz sehr tief scoren, wie Marcel Schneider bewiesen hat.