13.03.2025

Arbeit und Inspiration in den Emiraten

38 Spielerinnen und Spieler aus dem Swiss Golf Team sowie den Amateur und U18 National Teams verbrachten Mitte Januar eine Woche in Al Ain. Wir haben sie drei Tage lang begleitet.

Restaurant des Ayla Grand Hotel, 6.30 Uhr: Chiara Tamburlini kommt zum Frühstück, setzt sich schnurstracks zu den Jüngsten an den Tisch und beginnt, mit Liliya Favre und Vincente Savioz zu plaudern. Die beiden Westschweizerinnen mit Jahrgang 2009 und 2010 scheinen beeindruckt. Immerhin frühstückt man nicht jeden Tag mit der besten Golferin der Ladies European Tour!

Erst eine Nacht haben wir in Al Ain an der Seite der National Teams von Swiss Golf verbracht, und schon ist augenfällig, wie sinnvoll das Trainingscamp ist. Der Ort diente ja bereits als Winter-Basiscamp für die Proetten und Pros des Swiss Golf Teams. Doch 2025 wollte der Verband ein Experiment wagen und auch die National Teams Women, Girls, Men und Boys mit einbeziehen. So kamen Mitte Januar 38 Spielerinnen und Spieler, 12 National Coaches, Expertinnen und Experten sowie Staff-Mitglieder eine Woche lang unter der Sonne der Vereinigten Arabischen Emirate zusammen. Ermöglicht wurde das Camp durch die Swiss Golf Foundation.

Alle profitieren von der Durchmischung

Die ruhige Lage zwei Autostunden von Abu Dhabi entfernt sowie die Anlagen des Al Ain Equestrian Shooting & Golf Clubs, wo Ende April ein Turnier der Challenge Tour stattfindet und der ausserdem über einen Short Course mit ebenso guten Greens wie der 18-Loch-Platz verfügt, hatten sich bereits in der Vergangenheit bewährt. Die grosse Neuerung bestand nun in der Durchmischung von Altersklassen und Statusgruppen, die sich auch in der Zusammensetzung der Flights und Teams auf dem Platz zeigte.

«Das Konzept dieses Camps ist einfach genial», sagt Paolo Fazzone, seit diesem Jahr Mitglied des National Team Boys (U18). Bei unserem Gespräch blickt der Lausanner auf das interne Turnier, das zwei Tage später beginnt und bei dem er im gleichen Flight wie der Challenge-Tour-Profi Jeremy Freiburghaus spielen wird. «Ich habe ihn auf der Driving Range beobachtet und war beeindruckt. Ich kann es kaum erwarten zu sehen, was er auf dem Platz zeigt – und vor allem zu sehen, was mir fehlt bis zu seinem Niveau.»

Die Coaches bemühen sich, den Austausch zu fördern. Sie gehen sogar so weit, dass sie Flights den Regionen der USA anpassen, welche die Amateurinnen und Amateure im College kennenlernen werden und durch die einige der etablierten Spielerinnen und Spieler während ihrer Ausbildung bereits gegangen sind. Die Initiative geht auch von den Proetten und Profis aus – allen voran Chiara Tamburlini, die ihre Vorbildfunktion perfekt erfüllt. So tritt sie zum Beispiel, sobald sie ihr Tagesprogramm beendet hat, in einem kleinen, improvisierten Chipping-Wettbewerb gegen die junge Liliya Favre an – und verliert prompt.

«Ehrlich gesagt, war ich vor dem Camp etwas skeptisch. Ich befürchtete, dass wir zu viele sein würden. Aber eigentlich ist es wirklich cool, das Programm ist top. Und auch wir können von den Jüngeren lernen, von ihrer Unbeschwertheit und ihrer Kreativität», sagt Chiara Tamburlini. «Für mich ist es selbstverständlich, auf sie zuzugehen. Ich empfinde es als meine Verantwortung und mache es auch gerne. Wäre ich damals an ihrer Stelle gewesen, hätte ich das umgekehrt auch sehr geschätzt.»

Projekt im Dienste der Wissenschaft

Neben den National Coaches organisieren Experten für Kurzspiel (Ian Holloway) und Putten (Lee Sullivan) Einzel- und Gruppensessions. Die Physiotherapeutin Gabi Tobler kümmert sich unterdessen um die kleineren Blessuren und die abendliche Regeneration, während Ernährungsberater Raphael Huber ein wissenschaftliches Projekt begleitet.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Camps tragen insgesamt zwei Wochen lang einen Sensor am Arm und können über eine Handy-App in Echtzeit verfolgen, wie sich ihr Blutzuckerspiegel je nach Ernährung verändert.

Zu diesem Zweck ist Raphael Huber mit 30 Kilogramm Snacks im Gepäck nach Al Ain gereist, um am zweitägigen internen Turnier ein Experiment durchzuführen. So müssen die Spielerinnen und Spieler am ersten Tag eher ungeeignete Menüs und Snacks zu sich nehmen. Am nächsten Tag hingegen sollen sie sich einen Tag lang «ideal» ernähren. Der Vergleich der beiden Tage soll dann zeigen, wie unterschiedlich der Blutzuckerspiegel verläuft und wie sich das auf die körperliche und geistige Erschöpfung auswirkt. «Letztendlich reagiert jeder Mensch anders, und das Wichtigste ist, dass die Empfehlungen massgeschneidert sind. Deshalb gibt es mit allen Spielerinnen und Spielern, die am Projekt teilgenommen haben, Nachbesprechungen», sagt Marc Chatelain.

Der Head of Performance Sport von Swiss Golf zieht eine überaus positive Bilanz des Camps. «Im Namen aller Beteiligten kann ich der Swiss Golf Foundation für ihre Unterstützung nur danken», sagt er.