
13.03.2025
Erfolgsgeschichte Schweizer Golfsport
Die Zahl der Golfenden in der Schweiz steigt seit 1975 jedes Jahr. Dafür gibt es vielfältige Gründe – und der Boom dürfte weitergehen.
Die Zahlen sind beeindruckend und ein Beleg für die anhaltende Erfolgsgeschichte des Golfsports in der Schweiz. Seit 1975 steigt die Anzahl an Golferinnen und Golfern in der Schweiz jährlich – von damals 6796 auf 105‘109 letztes Jahr. In diesem halben Jahrhundert ist die Entwicklung in allen Bereichen positiv: mehr Juniorinnen und Junioren, mehr Frauen, mehr Männer, mehr Clubs, mehr Möglichkeiten.
Seit ein paar Jahren sind es 98 Clubs sowie die beiden Public-Golf-Organisationen Migros GolfCard und ASGI, die als Mitglieder bei Swiss Golf angeschlossen sind. «Wir freuen uns sehr, dass es jedes Jahr mehr Spielerinnen und Spieler gibt», sagt Eveline Fasser Testa. «Das ist der Beweis dafür, dass sich die Anstrengungen aller Beteiligten, unseren Sport ständig zu verbessern, auszahlen.» Die Verantwortliche für das Ressort Mitglieder im Vorstand von Swiss Golf sagt, dass es angesichts der vielfältigen Freizeitmöglichkeiten keine Selbstverständlichkeit sei, jedes Jahr noch mehr Golferinnen und Golfer zu haben.
Nach Fussball, Turnen, Tennis und Schiessen ist Swiss Golf – gemessen an der Mitgliederzahl – der fünftgrösste Sportverband der Schweiz. Wobei es noch deutlich mehr Menschen gibt, die Golf spielen. Einerseits sind sie in ausländischen Clubs registriert, andererseits Gelegenheitsspieler, die zum Beispiel einzig in den Ferien in anderen Ländern zum Schläger greifen. Dort sind die Hürden, auf einem Platz zu spielen, teilweise deutlich kleiner als in Europa. In den USA oder in Australien beispielsweise ist Golf ein Volkssport und ein Hobby, das betrieben wird wie bei uns Billard oder Bowling.
Doppelt so viele Golfende wie 2007
Dem Schweizer Golf geht es also ausgezeichnet. Wobei die Anzahl Golfclubs seit 2017 bei 98 liegt – und es in den nächsten Jahren auch keine signifikante Erhöhung geben dürfte. Der Raum in der Schweiz ist begrenzt, Projekte sind teuer und können schwierig zu realisieren sein, der Markt hat sich auf hohem Niveau eingespielt. Dennoch ist die Annahme realistisch, dass es auch in Zukunft jedes Jahr mehr Spielerinnen und Spieler geben wird. Golf ist im Trend, der Einstieg dank der Migros GolfCard und der ASGI sowie mit den vielen angebotenen Kursen deutlich einfacher als früher. Das hat dazu geführt, dass sich die Anzahl Golfender in den letzten drei Jahrzehnten vervierfacht und seit 2007 verdoppelt hat.
Eveline Fasser Testa sagt, das Golfsystem in der Schweiz funktioniere zwischen allen Beteiligten einwandfrei. Auch die Rückmeldungen aus den Clubs seien erfreulich. «Wir als Golfverband schätzen es sehr, wie sich das Zusammenspiel entwickelt hat.» Sie sieht mehrere Gründe für den nach wie vor nachhaltigen Aufschwung. So seien Outdoor-Sportarten seit Corona noch beliebter geworden. Die Menschen seien zudem auch wegen der Entwicklung bezüglich Home Office flexibler als früher und würden eher ein neues Hobby ausprobieren. Und nicht zuletzt braucht jede Sportart Vorbilder. Im Schweizer Golfsport gibt es zwar keinen Roger Federer wie im Tennis, aber die Erfolge der Frauen auf höchstem Niveau hätten für Aufsehen gesorgt. Zudem ist Golf seit 2016 auch wieder olympisch, was für eine höhere Aufmerksamkeit in den Medien gesorgt hat.
Der Zuwachs an Frauen
Besonders erfreulich ist, dass der Frauenanteil im Golf ebenfalls deutlich gestiegen ist. Die besten Schweizer Spielerinnen wie Albane Valenzuela, Chiara Tamburlini und Morgane Métraux sorgen für positive Schlagzeilen, wobei Métraux den Golfsport an den Olympischen Spielen 2024 in Paris sogar ganz tief ins Bewusstsein der Schweizer Sportwelt rückte, als sie den letzten Turniertag als Leaderin in Angriff nahm. Geführt wird Swiss Golf zudem von zwei Frauen: Barbara Albisetti-Heath ist Direktorin Sport, Doris Rechsteiner Direktorin Marketing & Services. «Früher galt Golf als elitärer Sport für ältere Männer», sagt Eveline Fasser Testa. «Dieses Image hat sich längst komplett verändert. Es gibt heute auch viel mehr jüngere Spielerinnen und Spieler, Präsidentinnen und weibliche Captains in den Clubs.»
Noch immer aber sind zwei Drittel aller Golfenden in der Schweiz männlich. Der Trend zu mehr Weiblichkeit dürfte sich deshalb fortsetzen, was auch an Programmen für Mädchen wie Golf4Girls liegt, die vom Verband initiiert worden sind. Generell ist die Hürde für Jugendliche, mit dem Golfspiel zu beginnen, auch dank den Public Golf Organisationen erheblich tiefer geworden.
Die rosige Zukunft
Und so ist im helvetischen Golfsport 2025 eine breite Palette aus der Bevölkerungsstruktur abgebildet. Wer möchte, findet in Privatclubs immer noch exklusive Möglichkeiten. Insgesamt geht Golf jedoch den gleichen Weg wie Tennis vor ein paar Jahrzehnten: Weg vom Nobel-Image hin zum Sport für alle. Bei ihren Treffen mit Mitgliedern stellt Eveline Fasser Testa zahlreiche Motive fest, warum man mit dem Golfspiel beginnt. Natürlich reizt die Faszinination der Sportart, und es gibt sportliche und ehrgeizige Gründe. Da ist aber auch die Freude an der Bewegung in der Natur, an der Geselligkeit sowie an einer gesunden Betätigung selbst im fortgeschrittenen Alter, wenn andere Sportarten wie Fussball oder auch Tennis womöglich nicht mehr ausgeübt werden können.
Und längst ist es auch in der Schweiz – ausser bei heftigem Schneefall – das ganze Jahr möglich, teilweise sogar auf Sommergreens Golf zu spielen. In unserer schnelllebigen Gesellschaft ist zudem der Trend, auch mal 9 statt jedes Mal 18 Löcher zu absolvieren, erkennbar. Sowieso könnte sich das gesamte Angebot weiter verändern. E-Golf, Urban Golf, Street Golf und vor allem Indoor-Golf mit grandiosen Möglichkeiten zum Trainieren und Spielen auf den schönsten Plätzen der Welt haben die Attraktivität und Vielseitigkeit weiter erhöht.
Schwierig zu prognostizieren ist, wie gross das Potenzial an Golfenden in der Schweiz insgesamt ist. 120‘000? 150‘000? Noch mehr? Die Menschen werden immer älter, und so ist auch Eveline Fasser Testa der Meinung, dass die Zukunft des Golfsports positiv ist. Um Bedingungen wie in ausgeprägten Golfnationen zu haben, dürfte es aber noch eine Weile dauern. Ein Bonmot geht ja so: In Schottland gibt es in jedem Dorf eine Kirche, einen Pub und einen Golfplatz.
Das ist der Beweis dafür, dass sich die Anstrengungen aller Beteiligten, unseren Sport ständig zu verbessern, auszahlen
– Eveline Fasser Testa, verantwortlich für das Ressort Mitglieder im Vorstand von Swiss Golf