13.03.2025

Golfprofi als Lehrling

Benjamin Rusch ist zurück auf der Challenge Tour. Er nutzt die Gelegenheit, um 2025 parallel eine Ausbildung zum Golflehrer zu beginnen. Wie funktioniert das?

Ich habe selbst oft gesehen, wie wertvoll es ist, wenn man mit gut ausgebildeten Trainerinnen und Trainern zusammenarbeiten kann

– Benjamin Rusch

Ein professioneller Fussballer, der gleichzeitig bereits die höchste Trainerausbildung in Angriff nimmt? Eine Tennisspielerin auf der Tour, die sich zur Tennislehrerin auf höchstem Niveau ausbilden lässt? Gibt es nicht. Hört sich aber interessant an. Benjamin Rusch gehört seit langer Zeit zu den besten Schweizer Golfern. Und er ist ein sehr reflektierter Mensch, der mit seinen 35 Jahren auch an die Zukunft denkt – und sich deshalb entschlossen hat, ab 2025 parallel zur Karriere als Pro bei der Swiss PGA die Ausbildung zum Golflehrer zu beginnen. Er sagt: «Das ist eine spannende und wertvolle Erfahrung, die mich in allen Bereichen wachsen lässt.»

2024 war für Rusch in seinen zehn Jahren als Profi die aufregendste, aber vielleicht auch schwierigste Saison. Erstmals durfte er regulär an der DP World Tour teilnehmen, in sechzehn Turnieren gelangen ihm sieben Cuts. «Es lief insgesamt nicht wie erhofft und gewünscht, mir fehlten die Topresultate», sagt er. «Aber es war trotzdem interessant.» Rang 34 in Hamburg war sein bestes Resultat, und im Frühling gelang ihm auf der Challenge Tour in Abu Dhabi mit Platz 9 immerhin eine Top-10-Platzierung. Am Ende aber verlor Rusch die Karte für die DP World Tour. Und an der Q-School verpasste er im letzten Stage wegen eines Schlages den Cut, der ihm 2025 wenigstens die volle Berechtigung auf der Challenge Tour garantiert hätte.

Basis für eine Zukunft im Golfsport

Benjamin Rusch kennt die Gefühle auf der Achterbahnfahrt als Golfprofi. «Ich freue mich immer noch jeden Tag, die schönste Sportart der Welt ausüben zu dürfen», sagt er. «Und ich bin motiviert, diesen Weg weiterzugehen.» Sein Ziel in diesem Jahr ist klar definiert: Am Ende Top 20 in der Challenge Tour, Rückkehr in die DP World Tour. Weil Rusch nicht an allen Turnieren teilnehmen darf, wird er seine Saison erst im Frühling beginnen. Er setzt auf einen starken Sommer und darauf, sein bestes Level erreichen zu können. Aber er weiss auch: «Auf der Tour darfst du nicht zu weit denken.»

Turnier für Turnier, Runde für Runde, Schlag für Schlag, Putt für Putt. Ein ­Karriereplan mag sinnvoll sein, am Ende aber können Details – oder eben ein Schlag zu wenig – entscheiden. Rusch weiss Bescheid. Und er sieht den Zeitpunkt gekommen, um in den nächsten Jahren zweigleisig zu fahren: «Ich sehe die Ausbildung zum Golflehrer als Basis, um auch in ferner Zukunft im Golfsport aktiv sein zu können.» Der Ostschweizer spricht von den vielen Möglichkeiten, die sich bieten könnten – nicht nur als Coach oder Lehrer, sondern beispielsweise auch als Manager in einem Golfclub. «Je besser ich ausgebildet bin, desto höhere Chancen habe ich, auch später eine spannende Tätigkeit ausüben zu können.»

Tolle Unterstützung

Benjamin Rusch geht seine dreijährige Zeit als Schüler mit der gewohnten Ernsthaftigkeit an. Er hat viele «konstruktive Gespräche» geführt, vor allem mit Ronnie Zimmermann, dem Swiss PGA General Manager, aber auch mit dem Swiss-PGA-Ausbildungschef Roberto Francioni sowie mit Marcel Meier, der als Head of Education bei Swiss Golf arbeitet. «Sie haben mich alle bestärkt, diesen Weg zu gehen.» Rusch ist überzeugt, dass er genügend Zeit finden wird, um seine Ausbildung auch an den obligatorischen Kursen in Magglingen oder Tenero vorantreiben zu können. «Das ist alles gut besprochen worden. Ich werde den Fokus auf die Turniere legen können, wenn das Programm im Sommer intensiv sein wird.»

Auch für Rusch dauert die Ausbildung zum Golflehrer drei Jahre. Besonders freut es ihn, dass er von Jeremy Carlsen betreut wird, der unter anderem auch als National Coach bei Swiss Golf arbeitet. Er sieht sich als «Lehrling» Carlsens und ist überzeugt, von der Expertise des erfahrenen Coaches profitieren zu können. «Ich finde es toll, dass ich die Möglichkeit erhalte, als Erster noch während der Karriere diesen Schritt machen zu dürfen», sagt Rusch.

Das Ziel: Erfahrung weitergeben

Und so nimmt der Spieler des GC Lipperswil eine weitere Etappe seiner langen Laufbahn im Golf mit Leidenschaft und Enthusiasmus in Angriff. 2001 nahm Rusch erstmals einen Schläger in die Hand, seither ist die Liebe zum Sport ungebrochen. Seinen Bubentraum, einmal auf der höchsten europäischen Stufe zu spielen, hat er sich mit dem Aufstieg in die DP World Tour erfüllt. Nun geht es als Profi wieder einen Schritt zurück. Gleichzeitig hat Rusch die Weichen für die Zukunft gestellt. Er sagt, er wolle seine Erfahrung später an junge Spielerinnen und Spieler weitergeben. «Ich habe selbst oft gesehen, wie wertvoll es ist, wenn man mit gut ausgebildeten Trainerinnen und Trainern zusammenarbeiten kann.»