
13.03.2025
Die Kunst des Chippens meistern
Das Short Game ist der Bereich, in dem sich Scores entscheiden. Während kraftvolle Drives und präzise Eisenschläge beeindruckend sind, ist es die präzise Arbeit rund um das Grün, insbesondere das Chippen, welches die guten Spieler von grossartigen unterscheidet. Das kurze Spiel ist nicht nur eine Technik, sondern eine Kunst, und das Verständnis der Grundlagen ist der Schlüssel zu konstant niedrigen Scores.
Bevor Sie an Ihr Setup oder Ihre Technik denken, ist der erste und wichtigste Schritt beim Short Game die Beurteilung des Lie des Balls. Der Lie bestimmt, wie der Schläger mit dem Boden interagieren sollte. Befindet sich der Ball im Rough, auf einem kurzgeschnittenen Fairway oder irgendwo dazwischen? Zum Beispiel:
– Kurzes Gras: Hier ist ein flacherer Eintreffwinkel eventuell von Vorteil, um den Schläger kontrolliert durch das Gras gleiten zu lassen.
– Dichtes Rough: Hier sind eine schärfere Kante und ein steilerer Angriffswinkel oft hilfreich. Ein leicht geöffnetes Clubface und abgesenkte Hände können unterstützend sein.
Für jedes Grad, um welches Sie das Clubface öffnen, gewinnen Sie ein zusätzliches Grad an Bounce (der Winkel zwischen der vorderen Kante des Clubface und dem tiefsten Punkt der Sohle des Schlägers). Denken Sie daran: Bounce ist Ihr Freund im Short Game, insbesondere bei dichtem Gras oder unsicheren Lies, da er verhindert, dass der Schläger zu stark in den Boden eindringt.
Das Basis-Setup für Chipping
Ein solides Setup ist die Grundlage für jeden erfolgreichen Chip. Bei einem Rechtshänder sollte es wie folgt aussehen:
– Stand: Halten Sie den Stand schmal, mit den Fersen etwa eine Schlägerbreite oder zwei Ballbreiten auseinander.
– Fussstellung: Die Füsse sind parallel; der linke Fuss ist etwa 30 Grad nach aussen gedreht, um eine bessere Rotation zu ermöglichen.
– Gewichtsverteilung: Beginnen Sie mit einer 50:50-Gewichtsverteilung oder etwas mehr Gewicht (60:40) auf dem vorderen Fuss (dem linken Fuss bei Rechtshändern).
– Ausrichtung: Nase, Brustbein, Bauchnabel, Hände und Ball sollten alle vertikal ausgerichtet sein. Mit dieser Ausrichtung schaffen Sie eine stabile Basis und geben sich die beste Chance, dass der Low Point konsistent ist. Der Low Point ist der Punkt, an dem der Schläger relativ zum Ball den tiefsten Punkt erreicht – der Schlüssel für einen sauberen Kontakt.
Wichtige technische Punkte
– Die Mitte der Sohle des Clubs nutzen: Der Schläger sollte den Boden mit der Mitte der Sohle treffen, nicht mit der Vorderkante. So kann der Bounce seine Arbeit erledigen und ein Einstechen verhindert werden.
– Ausrichtung des Griffendes: Der Punkt, an dem das Griffende beim Setup zeigt – normalerweise leicht vor dem Bauchnabel – sollte bei Treffmoment und Finish derselbe bleiben. Der Abstand zwischen Griffende und Bauchnabel sollte während der gesamten Bewegung konstant bleiben.
– Direkter vs. indirekter Kontakt: Bei etwa 85 Prozent der Short-Game-Schläge werden Sie auf indirekten Kontakt stossen, bei dem das Clubface erst mit Gras oder Boden interagiert, bevor es den Ball erreicht. Dies verringert die Ballgeschwindigkeit. Das Verständnis des Lie und die entsprechende Anpassung sind daher entscheidend.
– Rotationsbewegung: Vermeiden Sie den häufigen Fehler, nur Arme und Hände zu benutzen. Ein korrektes Chippen ist eine Rotationsbewegung des Ober- und Unterkörpers, ähnlich einem Mini-Golfschwung. Konzentrieren Sie sich auf die Synchronisation von Armen und Körper für bessere Konstanz.
Kontrolle des Low Point
Der Low Point ist für Amateure oft eine grosse Herausforderung. Fehler in diesem Bereich führen zu fetten oder dünnen Schlägen. Um dies zu verbessern, ist folgende Technik entscheidend:
– Gewichtsverlagerung: Spüren Sie während des Rückschwungs, wie sich Ihr Gewicht leicht nach vorne in Richtung Ziel bewegt. Bewegen Sie Ihren Körper, vor allem den Unterkörper, beim Treffmoment bewusst nach vorne und oben, während Sie durch den Ball hindurchgleiten. So stellen Sie sicher, dass der Low Point vor dem Ball liegt und ein guter Kontakt entsteht.
Ein solides Setup ist die Grundlage für jeden erfolgreichen Chip
– Nora Angehrn
Ballposition und Flugbahnkontrolle
Sobald Sie die Grundbewegung beim Chippen beherrschen, experimentieren Sie mit der Ballposition, um die Flugbahn zu kontrollieren:
– Vordere Ballposition (mit Öffnung des Clubfaces): Führt zu einem höheren, weicheren Schlag mit weniger Roll.
– Hintere Ballposition: Führt zu einem flacheren Schlag mit mehr Roll.
Diese einfache Anpassung innerhalb derselben Grundbewegung bietet unglaubliche Vielseitigkeit.
Chip vs. Pitch: Ähnlich, aber doch unterschiedlich
Der Unterschied zwischen einem Chip und einem Pitch ist subtil, und die Bewegung ist sehr ähnlich. Für die meisten Golferinnen und Golfer bleiben Setup und Schwung fast identisch.
Ein Chip ist laut einem Rules Official von Swiss Golf ein Schlag, bei dem der Ball mehr rollt als fliegt, während ein Pitch mehr fliegt als rollt. Es gibt jedoch immer Ausnahmen – wie das Öffnen des Clubface bei bestimmten Chip-Schlägen, wodurch der Ballflug erhöht und der Roll reduziert wird.
Der Hauptunterschied zeigt sich bei grösseren Distanzen, zum Beispiel ab 50 Metern. Bei solchen Schlägen wollen wir den Ball stärker komprimieren, um Spin und Flugbahn zu kontrollieren. Bei Schlägen um 10 bis 30 Meter bleibt die Bewegung jedoch im Wesentlichen gleich, mit kleinen Anpassungen in der Standbreite oder im Handgelenkeinsatz.
Die Rolle von Visualisierung und Übungsschwüngen
Zu oft führen Amateurgolferinnen und -golfer ihre Übungsschwünge ohne wirklichen Zweck aus. Ihre Übungsbewegung sollte mit dem Schlag übereinstimmen, den Sie tatsächlich ausführen möchten. Stellen Sie sich die Flugbahn wie auch den Landepunkt vor, spüren Sie den richtigen Rhythmus und die passende Bewegung und verbinden Sie sich mit den Anforderungen des Schlags. Regelmässiges Üben mit einer klaren Absicht verbessert auch in diesem Bereich Ihr Gefühl und Ihre Ausführung auf dem Platz erheblich.
Wenn Sie unsicher sind: Putten Sie lieber
Für hohe Handicaps ist ein Putter oft die sicherste Option, wenn der Ball knapp neben dem Grün liegt. Ein schlechter Putt ist in der Regel besser als ein schlechter Chip, da er weniger Risiko birgt. Alternativ können Sie auch einen Schläger mit weniger Loft verwenden, etwa ein 9er-Eisen statt eines Lob Wedges, um einen leichter kontrollierbaren Chip-and-Run zu spielen.
Profis setzen häufig Schläger mit hohem Loft rund um das Grün ein. Man sollte bedenken, dass sie viele Stunden für diese Schläge trainieren. Selbst auf den British Isles, wo Kreativität um das Grün gefragt ist, greifen Profis häufig zu Schlägern mit weniger Loft – oder sogar zu Hybriden oder Rescues – für einfache Chip-and-Run-Schläge. Dies minimiert Risiken und sorgt für konstanten Kontakt, insbesondere bei schwierigen Lies oder unberechenbarem Gelände.
Fazit
Chippen ist ein wesentlicher Bestandteil des Short Games, und das Beherrschen dieser Kunst führt zu sofortigen Verbesserungen Ihres Scores. Beginnen Sie damit, den Lie zu analysieren und zu verstehen, bauen Sie ein solides Setup auf und konzentrieren Sie sich auf die richtige Körperrotation. Sobald die Grundlagen sitzen, können Sie verschiedene Flugbahnen und Schläge ausprobieren, um Ihr Repertoire zu erweitern. Und vor allem: Gehen Sie jeden Schlag mit Absicht und Fokus an – Ihr Short Game wird es Ihnen danken.