05.03.2024

SOTOGRANDE – MEHR ALS NUR DAS PALM SPRINGS VON EUROPA

Zweieinhalb Flugstunden bis ins Golfparadies. In der Nähe von Malaga liegt eine der exklusivsten Regionen des Kontinents. In Sotogrande sind nicht nur die Golfplätze Extraklasse.

So muss das Golfparadies aussehen. Gewiss, es gibt viele schöne Orte auf dieser Welt, um Golf zu spielen. Jede Golferin und jeder Golfer kann bestimmt mühelos zehn traumhafte Destinationen aufzählen. Aber wenn es darum geht, den puren Spielspass mit Wetter, Landschaft, Gastronomie, Eleganz und – wenn notwendig — Luxus zu verbinden, ist die spanische Region Andalusien kaum zu überbieten.

Vom Mittelmeer und auch dem Atlantik umspült, gibt es in Andalusien rund 120 Golfplätze, davon allein über 70 an der Costa del Sol, die von Malaga bis Valderrama verläuft. Wie wichtig und wertvoll der Golfsport in dieser Gegend ist, unterstreicht die Tatsache, dass über 2000 Menschen in diesem touristischen Sektor arbeiten – dabei werden über eine Viertelmilliarde Franken im Jahr umgesetzt. Kein Wunder, genügt die Infrastruktur den allerhöchsten Ansprüchen.

Der visionäre Amerikaner und sein Bijou

Ein besonderes Bijou ist dabei Sotogrande. Das wunderbare und mit 20 Quadratkilometern ziemlich grosse Resort für ganz gehobene Ansprüche liegt nahe bei Gibraltar und lässt keine golferischen Wünsche offen. Es erstreckt sich vom Mittelmeer bis an die Sierra Almenara, was zu ganz unterschiedlichen Panoramen führt. Die Anfahrt vom Flughafen Malaga entlang der Küste nach Sotogrande ist 130 Kilometer lang und einerseits wunderschön mit malerischen Ortschaften am Meer. Andererseits erblickt man aber auch immer wieder ziemlich hässliche Betonstädte. Es gefällt halt vielen Leuten hier an der Costa del Sol.  

In Sotogrande war Joseph McMicking immer an Exklusivität interessiert. Der amerikanische Oberst kaufte 1962 einige Bauernhöfe mit viel Umschwung. Er war ein Visionär, von Anfang an schwebte ihm eine Oase der Sonderklasse vor. Er nannte es Sotogrande, nach einem der Höfe, die er gekauft hatte. Der Amerikaner sah genau hier die Möglichkeit, ein Palm Springs oder ein Beverly Hills in Andalusien herzurichten. Mit Meer und Sonne und Palmen, mit vielen Sportmöglichkeiten, edlen Restaurants und komfortablen Ferienhäusern. 

62 Jahre später kann man sagen: Joseph McMicking hat es geschafft. In jeder Beziehung. Alles, was sich gut betuchte Menschen vorstellen können, ist im Überfluss vorhanden – inklusive Polofeldern und Yachthäfen. Sotogrande hat sich zu einem der schönsten Orte Europas entwickelt – und zu einem der teuersten: Ein Haus kostet im Schnitt rund zehn Millionen Franken. Aber es gibt auch jede Menge Wohnungen in Appartementanlagen im US-Stil, die ein wenig günstiger zu kaufen sind und ebenfalls keine Wünsche offen lassen. Kein Wunder, liegt eine der besten internationalen Schulen Spaniens in Sotogrande. 

Man spürt hier zwar immer wieder, wie viel Geld vorhanden sein muss. Die vielen Luxusvillen sind teilweise hermetisch abgeriegelt, aber auch als Gast kann man die Vorzüge Sotograndes geniessen. Wer einmal zum Golfen hierher kam, tut es immer wieder. Golf war schon immer ein Treiber für die Entwicklung, bereits 1964 wurde unter McMickings Führung der Real Club de Golf Sotogrande eröffnet. Gestaltet wurde der Platz vom berühmten amerikanischen Golfarchitekten Robert Trent Jones. 

Heute hat Sotogrande drei weitere Golfanlagen zu bieten, die alle ebenfalls zu den besten Plätzen Europas gehören. An erster Stelle ist natürlich der Real Club Valderrama zu nennen, der sogar in weltweiten Rankings stets Topplätze einnimmt. Zudem laden der vielseitige Almenara und der spektakuläre La Reserva zu abwechslungsreichen Runden ein. La Reserva wurde vor etwas mehr als zwanzig Jahren eröffnet und bietet mit seinen breiten Bahnen auch für weniger starke Golferinnen und Golfer viel Spass. Turniere der Ladies European Tour wurden hier auch schon ausgetragen, das Greenfee beträgt knapp 250 Franken. 

Der Traumplatz für die «Bucket List des Lebens»

Enorm viel Freude bereiten auch die Runden auf Almenara mit 27 Löchern. Auch hier gibt es bezüglich Natur, Fairways, Bunkern, Greens und allem weiteren kaum etwas zu beanstanden. Zuweilen ist man vom atemberaubenden Park Los Alcornocales beinahe zu sehr abgelenkt, um sich auf seinen nächsten Schlag vorzubereiten. Besonders interessant – und auch besonders exklusiv – ist das direkt an Almenara angeschlossene SO / Sotogrande. Das Fünf-Sterne-Hotel wurde erst 2021 eröffnet und bietet gediegene Restaurants, eine sensationelle Wellnessanlage, ein tolles Fitnesscenter, riesige Pools und schicke Wohnungen mit allen Annehmlichkeiten. Es gibt interessante Golfpakete, zum Beispiel drei Nächte mit Halbpension und zwei Greenfees (Almenara und La Reserva) für etwa 750 Franken. 

Bei unserem Besuch Mitte Oktober 2023 findet im Real Club de Golf Sotogrande zufälligerweise gerade der jährliche DP World Tour Event statt. Am Estrella Damm N.A. Andalucia Masters ist der Schweizer Jeremy Freiburghaus am ersten Tag für kurze Zeit ganz oben auf dem Leaderboard zu sehen. Und im SO / Sotogrande logieren die Topspieler; am Abend trifft man den Polen Adrian Meronk mit seinem Vater im Whirlpool-Bereich. Der fast zwei Meter grosse Meronk ist nach einer 72er-Runde gar nicht zufrieden, er wirkt regelrecht sauer und deutet einem Kollegen an, dass er in den nächsten Tagen voll angreifen werde. Zum Schweizer Gast sagt er: «Dieser Platz liegt mir eigentlich. Ich werde viel besser spielen von Freitag bis Sonntag!»

Und was soll man sagen? Mit beeindruckenden Runden von 68, 66 und 66 sichert sich Meronk noch den Turniersieg und feiert einen weiteren Erfolg: Ende Jahr wird er von den anderen Golfern zum Spieler des Jahres gewählt werden. Freiburghaus landet am Estrella Damm N.A. Andalucia Masters immerhin auf Rang 34, was ihm mit rund 25‘000 Euro das grösste Preisgeld der Saison 2023 beschert. 

Wir sind auf den Golfplätzen in Sotogrande nicht ganz so erfolgreich unterwegs. Aber selbst als mässig begabter Golfer ist es eine aussergewöhnliche Erfahrung, auf diesen grossartigen Anlagen spielen zu dürfen. Nicht auf unserem Programm steht der Valderrama-Kurs; er ist in diesen Tagen ausgebucht und sowieso nur spielbar, wenn man sich genug lange darum gekümmert hat und über entsprechende Kontakte verfügt. Mit 500 Franken Greenfee ist er ohnehin für viele Golferinnen und Golfer vermutlich zu teuer. Die eine und der andere dürfte Valderrama auf eine Art «Bucket List des Lebens» gesetzt haben, um ihn vielleicht mit 50, 60 oder 70 Jahren zu spielen. So wie Pebble Beach zum Beispiel (wie wir es uns geschworen haben, als wir einst dort waren).

Die teuren Villen für die Superreichen

Und eines ist auch klar: Nach Sotogrande möchten wir wiederkommen. Valderrama (Rang 1), Sotogrande (2) und La Reserva (7) gehören zu den besten Plätzen Spaniens. Die Region wird ja auch Costa del Golf genannt, was keineswegs übertrieben ist angesichts der Dichte an herausragenden Plätzen. Und weil hier auch sonst sehr vieles herrlich ist, etwa die feinen Restaurants oder die coolen Bars, darf man auch davon träumen, irgendwann vielleicht sogar einen Teil des Jahres hier zu verbringen. Okay, für Immobilienbesitz fehlt womöglich das nötige Kleingeld, aber in Andalusien lassen sich Wohnungen, Fincas oder Häuser auch problemlos mieten, es hat genügend davon. Und mit Sevilla oder Marbella, um nur zwei Städte zu nennen, gibt es auch interessante Ausflugsmöglichkeiten abseits von Golf. 

Wer sich in Sotogrande niederlassen möchte, wird bei der Menge an unterschiedlichen Wohnmöglichkeiten ganz bestimmt fündig. In La Reserva wird im Moment zudem die teuerste Villa der Region gebaut. Wobei: Villa ist keineswegs der passende Begriff. In der Wohnanlage «The Seven» geht es für die auf mindestens 10‘000 Quadratmeter grossen Grundstücken gelegenen Anwesen sowieso erst bei über 7,5 Millionen Franken Kaufpreis los. Bald steht das – vorerst – edelste Haus «NIWA» mit neun Schlafzimmern, acht Badezimmern, einer Garage für acht Autos, mehreren Pools, Weinkeller und vielem mehr bereit. Ein Augenschein auf der gewaltigen Baustelle ist eindrucksvoll genug – inklusive Blick aufs Meer und auf mehrere Golfplätze. Der Kostenpunkt könnte ein kleines Problem darstellen: 22,5 Millionen Franken. 

Adrian Meronk müsste man vielleicht sein. Aber auch ohne einen gigantischen Landsitz lässt es sich in Sotogrande ausgezeichnet leben. Auf einem der feinsten Spielplätze der Welt.