07.03.2021

Die Schweiz verliert ihren «Monsieur Golf»

Gaston Barras ist am 7. März zu Hause gestorben, also kurz vor seinem 90. Geburtstag. Er hat nicht nur den Schweizer Golfsport auf markante Art und Weise positiv beeinflusst, sondern auch seinen Geburtsort Crans-Montana und das Wallis.

Von Martin Hodler, Vorstandsmitglied während der ASG-Präsidentschaft von Gaston Barras.

Ich hatte das Privileg als Vorstandsmitglied zwischen 1990 und 1996 eng mit dem ASG-Präsidenten Gaston Barras zusammenzuarbeiten, während einem Jahr gar als sein Vizepräsident. Unter anderem wurde in dieser Zeit die Swiss Golf Foundation gegründet, deren erster Präsident ich wurde. Mein Nachruf beschränkt sich deshalb auf die Erfahrungen, die ich in der langjährigen Zusammenarbeit mit Gaston gemacht habe und auf Fakten, die der Allgemeinheit vielleicht weniger bekannt sind.

Gaston Barras wurde am 5. Juli 1931 in Montana-Vermala geboren. Er wuchs in einem Haus auf ohne Elektrizität, ohne fliessendes Wasser und ohne Heizung, wie er später gern erzählte. Als «Selfmademan» hat er die bekannte Immobilien-Agentur Agence Gaston Barras gegründet und während Jahrzehnten äussert erfolgreich geführt. Damit hat er zur Entwicklung seines Heimatortes und des Tourismus in der ganzen Region Wesentliches beigetragen. Der Golfsport hat dabei eine entscheidende Rolle gespielt. Sein Name ist für immer mit Golf und Crans-Montana verbunden.

Ein sehr erfolgreicher, aber spezieller Präsident

Sein steter Blick in die Zukunft, seine innere Überzeugung Entscheidendes für die Entwicklung des Golfsports in der Schweiz und ganz allgemein unternehmen zu können, war ihm wichtiger als der «Courant normal». Ein strukturierter Ablauf von Vorstandssitzungen, mit klar definierten, einzuhaltenden Traktanden, war für ihn nicht entscheidend. Er hatte immer die grosse Linie im Kopf. Chaotische Zustände innerhalb des Vorstandes hat er jeweils elegant, mit viel Charme und mit für ihn wichtigeren Fragen im Keim erstickt. Begründet hat er dies mit dem Vermerk «ihr macht das bestimmt richtig». Mit anderen Worten: Gaston konnte delegieren und hatte volles Vertrauen in sein Vorstandsteam und in das Generalsekretariat. Solange das Grundsätzliche und das für ihn Wichtige klappte, wollte er nicht eingreifen. «Was» erreicht werden soll war ihm wichtiger als «wie» dabei vorzugehen ist. Ganz nach seiner zuvorkommenden und hilfsbereiten Art, hat er sich immer wieder auf generöse Weise für die ihm gewährte Unterstützung bedankt. Unter anderem hat er Vorstandsmitglieder und Weggefährten in das von ihm alljährlich gemietete Haus in Augusta eingeladen, dies während des gesamten US Masters und selbstverständlich inklusive Beschaffung der nur schwer erhältlichen Tickets.

Lange Verbundenheit mit dem Open 

1939 war Gaston Barras, als Achtjähriger, beim Open in Crans aktiv in Erscheinung getreten, als Caddy des bekannten Schweizer Pros Robert Lanz. Ab 1948, nach dem kriegsbedingten Unterbruch, war er bis zu seinem Tod in den verschiedensten Rollen, seit 1965 als Präsident, für das Open und später für das European Masters tätig. Er hat sogar viermal als Spieler am Turnier teilgenommen. «Monsieur Golf» hatte zu seinen besten Zeiten Handicap 1!

Ende der Siebzigerjahre wurden ihm während eines USA-Aufenthaltes die Gemeinsamkeiten zwischen dem Masters in Augusta und dem Swiss Open bewusst. Beide gehören zu den wenigen Turnieren, die jedes Jahr auf dem gleichen Platz gespielt werden. Deshalb entschied sich Gaston Barras 1983, das Open ab sofort als European Masters durchzuführen. Damit gab er dem Turnier eine internationale Dimension. Heute zählt das Omega Masters nach wie vor zu den wichtigsten Turnieren der European Tour. Nicht zu vergessen ist dabei, dass das Open in Crans unter anderem neben den Swiss Indoors, den Lauberhorn-Rennen, der Tour de Suisse und Weltklasse Zürich mit einem Budget von 12 Millionen Franken zu den wichtigsten Sportveranstaltungen in der Schweiz gehört.


Seltener Titel
2010, mit fast 80 Jahren, erhielt Gaston Barras den Titel «Ehren-Vizepräsident der European Tour», dies aufgrund seiner jahrelangen Dienste auf regionaler Ebene (Präsident des Turniers in Crans seit 1965, Präsident des Golf Club Crans-sur-Sierre seit 1981, Präsident der ASG 1990 bis 1996, anschliessend Ehrenpräsident, und nicht zuletzt wegen seines unermüdlichen Einsatzes für den Golfsport auf nationaler und internationaler Ebene. «Diesen Titel haben weltweit nur zehn Personen», hat er einst mit Stolz vermerkt.

Bereits im Jahr 2000 wurde Gaston Barras für sein grosses Engagement in der Entwicklung des Golfsports in der Schweiz, und namentlich im Wallis, von den Schweizer Medien zum «Promoteur du sport suisse de l’année 2000» gewählt. Dieser prestigeträchtige Titel verhalf ihm zur Anerkennung auf nationaler Ebene. Er ist übrigens der letzte Träger dieser Auszeichnung. Ganz nebenbei ist auch die Gründung der «Association valaisanne de golf» und der «Association européenne de golf du Rotary» ihm zu verdanken.

Trotz all dieser Ehrungen und Verdienste, und obwohl er es mit vielen weltweit bekannten Persönlichkeiten und insbesondere mit den Grössten unseres Sports zu tun hatte, ist Gaston Barras ein offener, herzlicher und bodenständiger Mensch geblieben. Seine Grosszügigkeit und zuvorkommende Art werden unvergessen bleiben. Seine Bekanntheit und seine Beliebtheit haben nicht zuletzt dazu geführt, dass es ihm gelungen ist, mehrfache Masters-Sieger wie Jack Nicklaus und Severiano Ballesteros als Umgestalter der beiden Parcours in Crans zu gewinnen. Beide Weltstars gehörten zu seinen engen Freunden. Zu diesen zählten auch Sergio García und Adam Scott, die nicht zuletzt dank ihm in Crans ansässig wurden.

Gaston Barras ist am 7. März friedlich bei sich zu Hause eingeschlafen.

Der Schweizer Golfsport ist in Trauer. Unser Land hat den markantesten und einflussreichsten Botschafter unseres Sports verloren. Swiss Golf spricht der Familie und den Angehörigen von Gaston Barras sein aufrichtiges Beileid aus.  

 

Einige Stimmen zum Abschied von Gaston Barras


Reto Bieler (Präsident Swiss Golf)
«Für mich war Gaston ein unermüdlicher Schaffer und Gestalter, ein begnadeter Geschichtenerzähler und ein äusserst charmanter Grandseigneur, den ich sehr geschätzt habe.»


Yves Mittaz (Turnierdirektor des Omega European Masters)
«Das Schicksal eines jeden Menschen wird oft von Begegnungen bestimmt. Die Begegnung mit Gaston-F Barras hat mein Leben entscheidend verändert. Er war ein grosses Vorbild und eine einmalige Führungspersönlichkeit. Ich kann ihm nicht genügend dankbar sein. Merci Gaston!»


Johnny Storjohann (alt Generalsekretär der ASG, heute Swiss Golf)
«Der visionäre, kreative und unermüdliche Schaffer Gaston Barras hat das Swiss Open, das heutige European Masters, in den golferischen Adelsstand erhoben. Es ist immer noch die schönste Vitrine, zur Förderung des Golfsports in der Schweiz.»


Hugo Steinegger (Medienchef Omega Swiss Open/European Masters 1987 bis 2017):
«Mit Handschlag engagierte mich Gaston-F. Barras im Frühling 1987 auf der Terrasse des Hotels Bellevue in Bern als Medienchef des Ebel European Masters Swiss Open, bereits damals das bedeutendste internationale Golfturniers unseres Landes. Der herzliche Handschlag galt über 30 Jahre.
Nach einer so langen, engen und konstruktiven Zusammenarbeit mit dem charismatischen Gaston-François möchte ich ihm überzeugt alle Merkmale des 'Big Five Models' attestieren: Offenheit, Gewissenhaftigkeit, Extrovertiertheit, Verträglichkeit und emotionale Stabilität. Gaston, eine wunderbare Persönlichkeit, die ich immer fest im Herzen bewahren werde.»

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