Swiss Golf Rules School 2023: Gedanken eines Teilnehmers

«Es gibt einige Dinge, die einem Teilnehmer der Swiss Golf Rules School schnell auffallen. Erstens, es sind viele Teilnehmenden anwesend – über 70. Zweitens, die Seminarsprache ist Englisch. Für mich ist das keine Überraschung, denn ich war bereits 2021 dabei, somit zum zweiten Mal. Ich kenne die Organisatoren von Swiss Golf bereits. Das Wiedersehen mit den Kollegen ist dementsprechend freundschaftlich, alle sind bestens gelaunt. Auch das Wiedersehen mit den erfahrenen Referees ist wie bei einem Klassentreffen. Die Wellenlänge stimmt, jeder ist glücklich.

Beim Begrüssungskaffee herrscht eine warme, freundschaftliche Atmosphäre. Unter den Teilnehmenden sind altgediente Referees, Assistenten, Rules Experts und Enthusiasten, die sich für Golfregeln interessieren. Die angehenden Teaching Pros müssen zudem den Regelkurs an Tag 1 sowie die dazugehörige Prüfung absolvieren und bestehen. Um es auf den Punkt zu bringen: Es gibt drei Arten von Teilnehmenden: Die Teaching Pros – sie wollen und müssen. Die Referees – sie sind voll motiviert. Und die dritte Gruppe besteht aus Enthusiasten, die sich für eine Karriere als Referee oder Rules Expert interessieren. Was gibt es Schöneres, als voll motiviert in eine komplexe Materie einzutauchen?

Nach den hilfreichen Einführungen geht’s rasch zur Praxis über. Die Teilnehmenden werden in fünf Gruppen aufgeteilt. Diese rotieren an den fünf Posten in der Practice Area. Wouter betreut als Instruktor die Tee Area und behandelt Out of Bounds, Andrea behandelt die Penalty Area, John die Regeln 15 und 16, Jörn ist der Experte auf dem Green und Ennio der Bunkerspezialist. Wenn Experten zu Spezialisten sprechen, ergeben sich nicht selten spannende Diskussionen. Was genau darf man in der Penalty Area und was nicht? Wie gross muss die Tee Box mindestens sein? Wann genau ist der Ball in der Penalty Area, im Bunker oder auf dem Green? Darf man den Ball auf dem Green nach dem Markieren mit dem Putter wegbewegen? Darf man ihn mit dem Putter auch wieder hinbewegen?

Am Nachmittag kommen Instruktionen zu Course Setup, Course Marking, Terms of Competition und Local Rules. Den Teilnehmenden werden wieder vor Augen geführt: Die Local Rules sind auf keinen Fall zu unterschätzen. Anschliessend erfahren die Teilnehmenden, wie eine Ausbildung zum Referee aussieht.

Das Abendessen ist ein Höhepunkt. Man ist unter Freunden, diskutiert Regeln, Turniere, Golfplätze und besondere Erlebnisse. Die Stimmung ist fröhlich und kameradschaftlich. Beim Apéro und dem anschliessenden Abendessen wird über Veränderungen diskutiert, man tauscht sich zu Fachthemen aus, bespricht vergangene Turniere und Entwicklungen im Golfsport.

Am zweiten Tag kommt die härteste Nuss: Die Kursleiter präsentieren eine Abfolge von Spielsituationen auf neun Löchern. Neun Gruppen haben die Aufgabe, die Anzahl Schläge und Strafschläge zu ermitteln. Die Spielsituationen sind komplex und decken den Regelbereich fast vollumfänglich ab. Diese Gruppenarbeiten führen den Teilnehmenden vor Augen, wie anspruchsvoll die Aufgaben des Referees sind. Bei der Auflösung im Plenum gibt es Aha-Erlebnisse. Die Erkenntnis, dass in einem Turnier anspruchsvolle Aufgaben unter Zeitdruck zuverlässig geregelt werden müssen, verleiht Respekt.

Am Sonntagmittag endet der offizielle Teil. Teilnehmenden mit einem weiten Heimweg verabschieden sich, andere bleiben zum gemeinsamen Mittagessen. Die meisten Anwesenden werden Anfang Dezember den anspruchsvollen Test machen. Die Quote an richtigen Antworten entscheidet über die Einstufung als Rules Experts, Assistant Referee oder Referee. Jeder weiss, dass der Test sehr schwierig ist. Eine Vorbereitungzeit von ca. 50 bis 100 Stunden ist für die meisten ein realistisches Zeitbudget. Alle sehen dieser Prüfung mit Spannung entgegen.

Man sieht sich bestimmt wieder. An Anlässen von Swiss Golf, an der Rules School, an Turnieren oder privat. Dieses kameradschaftliche Beziehungsnetz ist eine wertvolle Bereicherung.»

Roland Luchsinger (Rules Expert), Buna Vista Golf Sagogn