In der Schweiz ist der Kreis der nachhaltigen Sportartikel-Hersteller bisher noch klein. Auf sich aufmerksam macht die vor vier Jahren in Lausanne gegründete Links Social Wear GmbH.

26.04.2024

Wie grün sind Schweizer Hersteller?

In der Vergangenheit liessen Sportausrüster auf Worte zur Nachhaltigkeit höchstens symbolische Taten folgen. Nun führt auch die verstärkte Nachfrage vonseiten der Konsumenten dazu, dass bekannte Hersteller die Beschaffung ihrer Rohstoffe und die Herstellung ihrer Produkte überdenken.

Viele Golfer fühlen sich verpflichtet, den Platz in einem besseren Zustand zu verlassen, als sie ihn vorgefunden haben. Sie harken einen Bunker, ersetzen einen Divot, reparieren eine Pitchmarke. Doch wie gewissenhaft sind die Sportler in der Wahl ihrer Bekleidung? Wer Träger eines nachhaltigen Polohemds sein will, muss länger nach Anbietern suchen – und möglicherweise tiefer in die Tasche greifen.

Das US-Unternehmen «Radmor», das sich zu den führenden nachhaltigen Golfmarken zählen darf, stellte jüngst zwei Materialoptionen durch ihre eigene RadCycled-Technologie vor. RadCycled-Polyester wird zu 90 % aus recycelten Plastikflaschen und zu 10 % aus synthetischem Stretchgewebe hergestellt, gemischt mit peruanischer Bio-Pima-Baumwolle. «Radmor» macht synthetischen Fasern in der Funktionsbekleidung ihren Platz streitig, indem man umweltfreundlichere Optionen wie zertifiziertes recyceltes Polyester (auch bekannt als Repreve) aus Plastikflaschen oder recyceltes Nylon aus Fischernetzen verwendet.

Calvin Green, Linksoul, Travis Mathew sind weitere löbliche Beispiele, aber auch Markennamen wie Nike und Puma haben die Zeichen der Zeit erkannt. Im grossen Stil wird in die Kreislaufwirtschaft investiert. Adidas gilt als Vorreiter des Recyclings von Polyester, erreicht bereits einen Anteil von 99 Prozent, während weltweit der Anteil bei 15 Prozent liegt.

«Bei unseren Made-to-be-Remade-Produkten wird das spätere Recycling bereits beim Design berücksichtigt», wie Mediensprecher Stefan Pursche auf Anfrage von Swiss Golf ausführt, «denn die Produkte bestehen aus einem einzigen Material und können so am Ende ihrer Nutzungszeit geschreddert und in neuen Produkten wiederverarbeitet werden.» Im Rahmen des dreijährigen New Cotton-Projekts eine Kollektion auf den Markt gebracht, die zu mindestens 60 Prozent aus Bio-Baumwolle besteht. Mit dem Projekt sollen Textilabfälle zu einer neuen, zellulosehaltigen Faser verarbeitet werden, die Baumwolle ähnelt.

Aus Schweizer Produktion

In der Schweiz ist der Kreis der nachhaltigen Sportartikel-Hersteller bisher noch klein. Auf sich aufmerksam macht die vor vier Jahren in Lausanne gegründete Links Social Wear GmbH. Das Zweipersonen-Startup positioniert sich in einer Nische des wachsenden Umweltbewusstseins der Verbraucher.

Lange haben die Jungunternehmer nach dem passenden Stofffabrikanten gesucht. «Das war schon fast Detektivarbeit», erklärt Clément Jaton, einer der beiden Firmengründer, «da wir uns aus ökologischen Gründen auf Europa beschränkten.» Auf heimischen Boden wurden sie nicht fündig – oder mussten aus preislichen Gründen absagen. Nun lassen sie ihren Stoff in Norditalien beim Familienunternehmen Maglificio Maggia weben, die mehrere Zertifizierungen für Nachhaltigkeit erhalten hat.

Das Gewebe besteht zu 48% Lyocell, einer Cellulose-Regeneratfaser, die nach dem Direkt-Lösemittelverfahren in Österreich hergestellt wird, zu 48% Wolle aus Bulgarien und zu 4% Elastan, einer sehr dehnbaren Chemiefaser mit hoher Elastizität, gesponnen aus Filamentgarn. Damit gelingt ein Produkt mit geringen Produktionsauswirkungen und geringem Reinigungsbedarf. «Wir haben versucht, ganz ohne Elastan auszukommen», so Jaton weiter, «aber es zeigte sich, dass der Stoff zu trocken war.» Das Design wiederum wird in St.Gallen vorgenommen.

Ethische Geschäftspraxis

Plastikknöpfe wird man an diesen Schweizer Produkten vergeblich suchen. Die Suche nach Alternativen führte die Lausanner nach Portugal, wo Knöpfe aus indischem Kuhhorn hergestellt werden.

Die Herstellung des Polos wurde der portugiesischen Firma Petratex anvertraut, die das wichtige Textilsiegel GOTS (Global Organic Textile Standard) besitzt, ein weltweiter Standard für die Verarbeitung von Textilien. Solche Zertifizierungen haben an Bedeutung gewonnen, seit die Zahl der «falschen Recycler» steigt.

Die junge Schweizer Firma will auch ethische Herstellungspraktiken zu ihrem Programm machen. Wenn Hemden oder Mützen bestickt werden wollen, vergibt «Links Social Wear» die Arbeit an eine Genfer Behindertenwerkstätte. Die Verwendung von Einwegkunststoffen eliminieren die Jungunternehmer zusätzlich, indem sie biologisch abbaubare und kompostierbare Etiketten und recycelbare Verpackungen verwenden, was sie mit Baumpflanzaktionen von «Almighty Tree» verbinden.

Chance der Nischenproduktion

Die Idee zur Firmengründung kam den beiden 34jährigen, als sie als Golfer selbst feststellten, dass es nahezu unmöglich ist, nachhaltige Golftextilien aus hiesiger Produktion zu finden. Sehr bald mussten sie feststellen, dass auch die Materialen nur schwer im Inland zu bekommen sind – und die Produktion von Kleinmengen teurer zu Buche schlägt.

Dennoch konnten sie sich preislich im Umfeld der Massenhersteller platzieren, obwohl diese meist günstig in Asien produzieren lassen – nur verfügt die Firma in der Romandie nicht über dieselben Werbemittel. Kommt hinzu, dass sie ihre Produkte nicht mit Logos verunzieren wollen. «Auch was die Bekanntmachung angeht, verhalten wir uns im Markt antizyklisch und setzen auf die Mund-zu-Mundpropaganda zufriedener Kunden.»

Auf Umdenken folgt Umgewöhnung

Die GEO-Zertifizierung von Golfclubs habe an der Basis bereits ein Umdenken eingeleitet, so Jaton weiter. Nun muss ein Umgewöhnen stattfinden, was den Tragekomfort angeht. Bleibt die Frage des Textilrecyclings. Nicht wenige Golfer werfen kaum getragene Kleidung weg. Auf Mülldeponien dauert es Jahrzehnte, bis sich Kunststoffe wie Polyester zersetzen.

Ihr Ziel, die Langlebigkeit ihrer Produkte zu verlängern, wollen die Jungunternehmer zudem mit dem Angebot erreichen, die Hemden bei Bedarf zu flicken.

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