02.06.2021

Die vier grössten Mythen im Golf

«Halten Sie den Kopf unten»: Das ist für mich der schlimmste Mythos. Aber es gibt noch mehr schlechte Schwunggedanken. Zeit, die vier grössten Mythen im Golf aufzulösen.

Marcus Knight

 

Jeden Tag beobachte ich gewisse Dinge, die Golfer davon abhalten, ihr Potential abzurufen. Dazu gehören unter anderem die vielen schmerzlichen, negativen Schwunggedanken, die uns das Golfleben schwer machen. Dabei wäre es relativ einfach, diese ins Positive zu wenden.
Hier vier Fragen, die man immer wieder hört, dazu die – aus meiner persönlichen Sicht – passenden Antworten aus.

  1. Zielen Sie gerade?

Es ist schon lange bewiesen, dass Bälle, die mit einer gewissen Geschwindigkeit geschlagen werden, nicht gerade fliegen. Sei es beim Tennis, beim Fussball oder beim Golf! Wenn Sie Golf am TV verfolgen, haben Sie alle schon den «Top Tracer» gesehen. Diese Technologie «folgt» dem Ball und zeigt die Flugbahn visuell an. Dabei erkennen Sie, dass diese nie eine Gerade ist. Das bedeutet für alle Golfer, dass wir einen realistischeren Plan brauchen, wenn wir zum Ball stehen. Richten Sie sich ein wenig links vom Ziel aus und spielen Sie einen Slice/Fade (für Rechtshänder), der kürzer ist, aber kontrollierter, vielleicht auch verkrampfter und mit zu hartem Griff. Oder richten Sie sich nach rechts aus und spielen Sie einen Draw/Hook, der einen längeren Ballflug kreiert und sich vorwärtsbewegt wie eine Vorhand im Tennis. Dieser Schlag ist normalerweise das Resultat eines lockereren, komfortableren Schwungs; mit leichtem Griff und beweglichen Gelenken.

Sie müssen sich für eine der beiden Möglichkeiten entscheiden. Sich gerade auszurichten und zu versuchen, einen geraden Ball zu spielen, ist ein Märchen – allerdings führt es nicht zu einem glücklichen Ende.

Wenn Sie vom Slice auf einen Draw wechseln möchten oder in Zukunft beide Varianten spielen wollen, ist das nicht so schwierig. Sie müssen einfach den Weg finden, den Schlägerkopf vor und während dem Treffpunkt zu schliessen. Wenn Sie diesen Wechsel,, den ich Ihnen wärmstens empfehle, machen wollen, suchen Sie die Hilfe eines PGA Pros. Letztlich geht es darum, dass Sie als seriöser Golfer beide Golfschläge, Fade und Draw, beherrschen. Nur so spielen Sie ein gutes Golf und erobern jeden Golfplatz.

 

  1. Ist Ihr linker Arm gestreckt?

Denken Sie kurz darüber nach, was bei einem Golfschlag passiert. Was geschieht mit dem Ball? Ich bin ein Fan des Draws und bin es seit meinen Anfängen im Golfsport. Mein Schlägerkopf schwingt beim Draw leicht rechts vom Ziel. Meine Ausrichtung ebenfalls, wie wenn ich einen Putt mit einem Break von rechts nach links spielen würde. Ich achte darauf, dass ich in einer natürlichen Rotation zum Treffpunkt komme. Wenn Sie diese beiden Sachen richtig machen, werden Sie einen schönen Draw spielen.

Wenn ich am Ball stehe, versuche ich, so locker wie möglich zu sein. Ich nehme einen festen Stand mit Füssen und Beinen ein, um Rückgrat und Kopf zu stabilisieren. Aber abgesehen davon versuche ich wirklich, eine lockere, komfortable Position einzunehmen, aus der heraus ich den Schläger mit einem schönen, weiten Radius um meinen Körper schwingen kann. Ich kreiere damit genügend Geschwindigkeit und Zentrifugalkraft. Abhängig von Alter, Grösse und Beweglichkeit ist das für jeden Golfer möglich.

Wenn Sie aber über dem Ball stehen mit dem Ziel, Ihren linken Arm steif und gestreckt zu halten, wird nichts aus dem vorher Gesagten. Um den Ball vorwärts zu beschleunigen, brauchen wir Schlägerkopf-Geschwindigkeit, und wir müssen diese präzise durch Körperrotation auf den Ball bringen. Immer wieder sehe ich Golfer, die weder Geschwindigkeit noch Rotation aufbauen können wegen ihres «eingefrorenen» linken Arms. Das ist nicht nur sehr unkomfortabel, sondern auch komplett unnötig, wie Sie klar sehen können, wenn Sie sich die wunderbaren Schwünge etwa von Lee Westwood, Brooks Koepka, Jordan Spieth oder anderen anschauen. 

Für einen schönen Golfschwung brauchen Sie Ihre Armgelenke, um Geschwindigkeit und Winkel zu kreieren und kürzere Schläge zu dosieren. Nehmen Sie sich ein wenig Zeit, um mit einem lockereren linken Arm zu experimentieren. Fühlen Sie den Schlägerkopf, geben Sie ihm die Freiheit, zu rotieren und auszuschwingen.

Unter keinen Umständen empfehle ich aber einen gebeugten Arm. Wir brauchen einen weiten Ausholradius und Zentrifugalkraft für den Schwung. Was ich jedoch empfehle, ist ein lockerer linker Arm, der dem rechten Arm erlaubt, beim Treffpunkt natürlich zu rotieren – wie Sie es bei den Superstars sehen.

 

  1. Halten Sie Ihren Kopf unten?

Dies ist möglicherweise der grösste Totschläger des Golfschwungs! Leider probieren das 99 Prozent der Golfer. Wie ich vorher erwähnte, empfehle ich einen festen Stand auf Füssen und Beinen, damit das Rückgrat und der Kopf stabil bleiben, sodass Sie frei schwingen können, mit lockerem Oberkörper, Armen und Händen. Eine Position, auf die ich beim Schwung besonders achte, ist die der Nase! Ich möchte, dass sie während des Schwungs so ruhig wie möglich bleibt, und ich will – und das ist sehr wichtig –, dass die Augen auf den Ball gerichtet bleiben.

Das bedeutet, dass, wenn der Ball den Schlägerkopf mit etwa 100 Stundenkilometern verlässt, meine Augen immer noch auf dem Ball ruhen; meine Füsse und Beine stossen und drehen, und der Oberkörper dreht mit. Dies ist absolut unmöglich, wenn Sie versuchen, den Kopf unten zu halten.

Stehen Sie zum Ball mit erhobenem Kinn, damit sich Ihre Schultern frei drehen können. Sehen Sie runter auf den Ball mit den Augen, nicht mit dem Kopf oder dem ganzen Oberköper. Machen Sie einen freien Rückschwung, bevor Sie den Abschwung Richtung Ziel beginnen. Vor dem Treffpunkt sollte sich der Körper bereits Richtung Ziel öffnen und bereit sein, dem Ballflug zu folgen. Dieses «Bereitsein» sollten Sie schon in der Ansprechposition fühlen. Nach dem Treffpunkt sollte Ihr Schläger dem Ball folgen, wie um ihn wieder einzufangen.

Ihr Golfschwung sollte frei, aktiv und offensiv sein, weil Sie dem Ball einen Befehl geben. Mit dem Kopf auf der Brust werden Sie dem Ball nicht sagen können, was er zu tun hat, und können nur hoffen, dass es irgendwie schon gut kommt. Sie sind der Chef, und Sie müssen mit dem Ball kommunizieren, mit Ihrem Körper und dem Schlägerkopf.

 

  1. Unter dem Ball schwingen?

Schwingen unter dem Ball ist absolut korrekt, sofern Sie sich in einem Bunker befinden, um den Ball mit dem Sand herauszuspielen. Aber bei allen anderen Schlägen wird dieser Gedanke nur schlechte Resultate produzieren, vielleicht sogar Hacker und «Sockets».

Für alle Schläge, ausser aus dem Bunker, wollen Sie mit dem Zentrum des Schlägerkopfes das Zentrum des Balls treffen. Beim Driver bewegen Sie idealerweise den Schlägerkopf mit einer leichten Aufwärtsbewegung durch den Ball. Bei allen anderen Schlägen aus dem Gras pressen Sie den Schlägerkopf durch den Ball und in die Erde, was der Gewichtsverschiebung geschuldet ist. Bei kurzen Annäherungsschlägen bewegen Sie den Schlägerkopf direkt vorwärts durch den Ball. Der Loft kreiert dann die Höhe des Schlages.

Der Gedanke an «Unter» provoziert eine dem Schaufeln ähnliche Aktion, die selten gut rauskommt und Angst macht vor Lagen auf sehr kurzem Gras. Aber solche Lagen sind einfach, da kein Gras zwischen Schläger und Ball liegt. Ich markiere meine Schlagflächen mit einem kleinen Punkt. Das hilft mir beim Fokussieren. Mein Schwunggedanke ist es dann, den Punkt durch das Zentrum des Balls Richtung Ziel zu bewegen und überlasse alle Arbeit dem Schläger und dem Ball.

Nehmen Sie es spielerisch

Es gibt noch viele weitere solche schmerzliche, negative Schwunggedanken, die uns das Golfleben schwer machen. Aber ich denke, dass diese vier für den Moment genügen.

Grundsätzlich spreche ich nicht gerne über Negatives. Aber verstehen Sie mich richtig. Ich versuche nur, Sie zu motivieren, über meine Aussagen nachzudenken, damit zu experimentieren und herauszufinden, was für Sie das Beste ist. Es gibt viele Golfregeln, aber keine für den Golfschwung! Seien Sie offen für vieles, nehmen Sie es spielerisch. Schieben Sie die zwecklosen negativen Schwunggedanken auf die Seite. Vielleicht können Sie sich aus Ihrem persönlichen Schwunggefängnis befreien, in welchem Sie schon zu lange stecken.

Bleiben Sie locker und schwingen Sie weiter.

www.marcusknight.ch

www.players-playground.com

   

 

                                                                  

 

 

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