Niels Hintermann in Action: Bild KEYSTONE/APA/EXPA/JOHANN GRODER

01.02.2022

Training: Skifahren hilft

Ob auf der Skipiste oder auf dem Golfplatz, der richtige Einsatz des eigenen Körpergewichts ist entscheidend. Timing ist der Schlüssel und nicht Kraft.

Marcus Knight
 
Die Meinungen über den Golfschwung haben sich in den letzten Jahren verändert, das betrifft vor allem den Rückschwung. Viele Klubgolfer sehen ihn als erste Hälfte des Schwunges und ersten Teil einer Pendelbewegung. Genau darum haben sie Schwierigkeiten, einen guten Kontakt mit dem Ball zu haben. Selten machen sie einen Divot, wie wir das bei den Tour Pros sehen. Divots entstehen dann, wenn man den Schläger abwärts bewegt zum Ballkontakt. Abhängig ist diese Bewegung von der Position und dem Einsatz Ihres Körpergewichtes beim Treffpunkt. Unabhängig von Alter, Handicap oder Schwunggeschwindigkeit, kann das jeder Golfer zustande bringen. Aber Sie müssen den Mechanismus des Rückschwunges verstehen und beherrschen, um einen perfekten Treffpunkt zu kreieren. Und nur perfekt genügt!
 
Der richtige Rückschwung
Viele Golfer verstehen den Rückschwung als Bewegung weg vom Ball und Ziel. Wo sich der Körper um 90 Grad dreht und das Körpergewicht sich auf den rechten Fuss verlagert. Den Rückschwung starten wir mit jeweils 50 Prozent Gewicht auf beiden Füssen. Sie können sich vorstellen, dass das Körper-Momentum im Rückschwung ebenfalls leicht nach rechts wandert. Denn wir sind nicht alle 55 Kilogramm leicht, um diese Bewegung zu stoppen und in eine Vorwärtsbewegung zu wechseln. Das verursacht, dass wir beim Treffpunkt zu stark auf dem rechten Fuss stehen. Daher erreicht der Schlägerkopf den tiefsten Punkt des Schwungbogens vor dem Ball. Die Konsequenz ist ein dünn getroffener oder sogar getoppter Ball. Richtig wäre ein kompakter Druck abwärts zum Ball, mit dem Körpergewicht nach vorne. Die Wahrheit ist: der Rückschwung ist keine rückwärts gerichtete Bewegung, sondern die Vorbereitung für die Vorwärtsbewegung.
 
Wichtiges Körpergewicht
Wenn Sie selber Skifahren wissen Sie, wie es sich anfühlt, wenn Sie einen Schwung fahren. Wie der Aussenski sich in den Schnee gräbt und den Schwung auslöst. Nun stellen Sie sich vor, was passiert, wenn das Körpergewicht sich über den Aussenski hinweg bewegt und der Druck verloren geht. Weg sind Sie und das ist mir schon öfters passiert. Schmerzvoll und kein schönes Bild. 
Im Golfschwung geschieht ähnliches. Sie lösen den Rückschwung aus; versuchen aber das Körpergewicht auf der Innenseite des Fusses zu halten. Das ist die ideale Ausgangsposition um das Gewicht nach vorne zu bringen; bevor der Schläger sich bewegt. Köper vor Schläger. Das kreiert den Abwärtsschwung zum Ball.
 
Passendes Timing 
Nur wenn Sie das Gewicht beim Rückschwung am richtigen Ort haben, können Sie sich zur richtigen Zeit vorwärts bewegen. Das richtige Timing der Körperbewegung versteht sich immer im Vergleich zur Schlägerbewegung. Wenn Sie mit 50 Prozent Gewicht auf beiden Beinen starten und sich parallel zum Schläger bewegen, dann werden Sie auch beim Treffpunkt 50/50 auf beiden Füssen sein. Wir müssen das Körpergewicht vorwärts bringen, bevor der Schläger den Abschwung beginnt, sodass das Gewicht zu 90 Prozent auf dem linken Fuss lastet, bevor wir den Ball treffen. Das ist ein Muss, wenn Sie einen perfekten Ballkontakt machen wollen. Und wer will das nicht?
 
«Das Geheimnis ist der Dreck»
Das war ein Ausspruch von Ben Hogan; einem der besten Golfspieler aller Zeiten. Was er damit meinte, war: jeder Schlag vom Boden beinhaltet die Bewegung von ein wenig Erde, genannt Divot. Um alle Antworten für seinen Golfschwung zu erhalten, unterbrach Hogan übrigens während Monaten seine Turniertätigkeit; nur um zu trainieren.
In meinen Augen ist Golf heute kein Schwungspiel mehr. Schauen Sie sich die PGA Tour in Amerika an. Beobachten Sie Bryson Dechambeau, Brooks Koepka oder John Rahm, auch «Rambo» genannt. In Anlehnung an den Film mit Sylvester Stallone als Muskelheld. Diese Leute jagen den Ball weg. Nur wenig von Pendelschwung und Ball wegstreicheln. Aber viel wegfliegender Dreck! Natürlich können wir diese Schwünge nicht kopieren. Sie sind von einem anderen Universum. 
Aber unabhängig von Physis, Handicap und Alter können wir einen richtigen Schwung machen. Timing ist der Schlüssel und nicht Kraft. Wenn das gelingt, werden Sie einen sauberen Treffpunkt haben. Und ein perfekter Treffpunkt ist alles, was das Spiel verlangt.
 
 
 
  

 

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