14.11.2021

Meniskus – das Verschleissteil verdient Beachtung

Jeder kennt den Meniskus. Seine Verletzung gehört zu den häufigsten im Kniegelenk. Im Gegensatz zum Fussball oder Skifahren ist das Risiko beim Golf deutlich kleiner, doch das «Verschleissteil» verdient auch hier die nötige Beachtung.

Der Meniskus als knorpeliges Zwischenstück im Kniegelenk ist zwar sehr widerstandsfähig konstruiert, aber doch nicht allen Belastungen gewachsen. Wenn man die Kniearbeit eines Top-Tennisspielers beobachtet, wird einem schnell klar, welchen Kräften der Meniskus ausgesetzt wird. Beim Golf sind die Belastungen nicht so extrem, aber auch nicht zu unterschätzen! Ein junger Golfspieler gehört zwar nicht unbedingt zur Risikogruppe, aber über Fünfzig kann der Meniskus aufgrund der beginnenden degenerativen Veränderungen auch ohne eine schwerwiegende Verletzung seine Funktion nicht mehr erfüllen.

Wie funktioniert der Meniskus?

Unser Körper besteht hauptsächlich aus Bindegewebe, das ihn quasi zusammenhält. Zum Bindegewebe gehören Strukturen wie Knochen, Sehnen, Muskeln, Bänder, Faszien, Bandscheiben sowie die Knorpel in all ihren Variationen. Grundsätzlich setzt sich das Bindegewebe aus drei Komponenten zusammen: Zellen, Fasern und Grundsubstanz. Die Zellen liefern das Material für die Bildung der Grundsubstanz und der Fasern. Im Alter werden die Zellen müde, die Produktion der Bauteile für die Grundsubstanz lässt nach. Die Fasern sind weniger elastisch, die Grundsubstanz wird spröde und brüchig. Im Gesicht entstehen Falten, die Gelenke werden weniger beweglich und auch der Knorpel bekommt Risse, welche sich zu einer Arthrose entwickeln können. Man spricht dabei von Verschleiss- oder Abnutzungserscheinun­gen.

Auch unsere vier Menisken werden vor diesem Alterungsprozess nicht verschont. Der allgemeine Zerfall lässt sich vielleicht durch Übungen, Ernährung und zum Teil auch Medikamente etwas verlangsamen, aber nicht aufhalten. Die Menisken selber halten viel aus, sie sind ja auch dafür gebaut, dass sie mindestens 80 Jahre störungsfrei funktionieren. Kommen Übergewicht, Verletzungen und übermässige Belastungen im Sport oder Beruf hinzu, verkürzt sich ihre Halbwertszeit wesentlich. Zu viel Belastung ist genauso schlecht wie zu wenig – auf das richtige Mass kommt es an. Eine gute Muskulatur vermag viele für die Menisken schädliche Kräfte zu neutralisieren, deswegen ist Fitness wichtig; sie muss aber auf jeden Fall altersangepasst erfolgen. Ein junger Athlet sollte deshalb ein ganz anderes Fitnessprogramm absolvieren als ein Senior.

Eine ausgeprägte Kniearthrose entsteht nicht von heute auf morgen und nimmt irgendwann ihren Anfang. Dieser kann durchaus ein verschleissbedingter Meniskusriss sein.

Man weiss, dass nach einer Meniskusentfernung früher oder später die Arthrose unweigerlich kommt, da der Schutz des Gelenkknorpels, der durch die Menisken gewährleistet wird, fehlt. Der Knorpel allein ist der Aufgabe auf Dauer nicht gewachsen und nutzt sich vorzeitig ab.

Auch eine Abweichung von der normalen Beinachse, wie es zum Beispiel bei einem O-Bein oder einem X-Bein der Fall ist, belastet die Menisken erheblich; beim O-Bein den inneren, beim X-Bein den äusseren Meniskus. Ein Beinachsen-Training kann hier verbeugend hilfreich sein.

Meniskus kaputt – was ist zu tun?

Zuerst muss eine klare Diagnose gestellt werden; dies geschieht meistens mittels eines MRI. Meniskusrisse, vor allem diejenigen der verschleissbedingten Art bei älteren Menschen, werden möglichst nicht operiert. Und wenn doch, dann wird versucht, von der Meniskussubstanz so viel wie möglich zu erhalten oder den lädierten Meniskus mit Nähten zu stabilisieren. Es gibt heute auch gute Möglichkeiten, die akuten Schmerzen einer solchen Meniskusläsion ohne Operation mit Medikamenten, Physiotherapie oder durch das Spritzen von Cortison, Eigenblut oder Hyaluronsäure nachhaltig zum Verschwinden zu bringen. Aber Vorsicht: Nicht alle diese Massnahmen werden von den Krankenkassen übernommen.

Viele Menisken sind im Alter lädiert, müssen aber nicht unbedingt zu Schmerzen führen. Da gilt das Motto: Besser ein lädierter Meniskus als gar keiner.

Bei jüngeren Menschen wird versucht, einen Meniskusriss so gut es geht zu reparieren. Früher hat man solche Menisken einfach entfernt. Das ging ein paar Jahre gut, aber dann kam die Arthrose. Wurde bisher bei einem jungen Patienten ein Meniskus entfernt, besteht heute die Möglichkeit, durch eine Meniskustransplantation die Funktion des fehlenden Meniskus wiederherzustellen und so einer Arthrose vorzubeugen. Zu diesem Zweck verwendet man entweder Menisken aus der Gewebebank oder künstliche Menisken aus speziellem Kollagengewebe. Die 10-Jahres-Resultate dieses neuen Verfahrens sind sehr zufriedenstellend.

Eine Meniskusoperation wird heute in der Regel arthroskopisch und ambulant durchgeführt. Bei gutem Verlauf kann man 2 bis 3 Wochen nach der Operation wieder mit dem Golfen beginnen. Eine Ausnahme bildet die Meniskusnaht, diese braucht etwa 6 bis 8 Wochen zur Heilung.

Autor: Prof. Dr. med. Gian Salzmann, Leitender Oberarzt für Kniechirurgie, Schulthess Klinik Zürich

Co-Autoren: Dr. med. Tomas Drobny, Senior Consultant und Leiter des Golf Medical Centers, Schulthess Klinik; André Bossert, Playing Pro und Golf-Experte beim Golf Medical Center, Schulthess Klinik;

Gabi Tobler, Head Instructor Albatross Training, Schulthess Klinik

Schulthess Klinik

Die Schulthess Klinik ist ein Swiss Olympic Medical Center. Das Golf Medical Center der Schulthess Klinik bietet verschiedene golfspezifische Trainingsprogramme an wie Personal Training, GolfFitness Training nach der Albatros-Methode, Golf-Physiotherapie und Golf-Screening. Es steht auch ein Indoor-Abschlagsplatz zur Verfügung. Weitere Informationen zu den Angeboten des Golf Medical Centers finden Sie unter:

www.golfmedcenter.ch

Tipp von Bossy

Aus eigener Erfahrung würde ich bei Meniskusproblemen ein regelmässiges Beinachsen-Training empfehlen. Die Übungen sollte ein erfahrener Golf-Physiotherapeut nach der Analyse Ihres Golfschwungs individuell für Sie zusammenstellen. Eine tiefe Hocke, etwa beim Lesen der Puttlinie, Sprünge und abrupte Bewegungen würde ich möglichst vermeiden.

Mit diesen Beweglichkeitsübungen wünscht Ihnen das Albatros Training einen schönen Winter. Ein Basis-Kraftprogramm folgt demnächst. Bleiben Sie fit und gesund.

 

 

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